FRANKFURT/PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Angesichts anhaltender Konjunktursorgen haben Stahl- und Bergbauaktien im schwächelnden Marktumfeld weitere Verluste erlitten. Zudem drückte am Freitag eine skeptische Branchenstudie der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) auf die Stimmung.
Im marktbreiten Stoxx Europe 600 zählte der Subindex der Rohstoffunternehmen mit einem Minus von gut 0,5 Prozent zu den Verlierern. Er setzte damit die jüngste Negativserie nach der vorangegangenen Erholung fort - der bisherige Jahresverlust von über 13 Prozent bedeutet den letzten Platz im europäischen Branchentableau.
Für die Titel des weltgrößten Stahlkonzerns ArcelorMittal (AS:MT) ging es um 0,7 Prozent vergleichsweise moderat nach unten. Der deutsche Branchenkollege Salzgitter (ETR:SZGG) zählte mit minus 1,7 Prozent zu den größten Verlierern im Nebenwerte-Index SDax , während im MDax Thyssenkrupp (ETR:TKAG) um 1,6 Prozent nachgaben. Die Essener zurrten am Freitag die Pläne für den am 7. Juli geplanten Börsengang ihrer Wasserstoff-Tochter Nucera weiter fest, was den Aktien aber nicht half.
Aus dem Bergbausektor mussten die in London gelisteten Papiere von Rio Tinto (LON:RIO) und BHP (ASX:BHP) Verluste von 0,4 und 1,6 Prozent verkraften, während es für Glencore (LON:GLEN) um 1,8 Prozent bergab ging.
Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus Europa trugen zum trüben Konjunkturbild bei. So hat sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im Juni deutlicher als erwartet verschlechtert, wie der Einkaufsmanagerindex von S&P Global belegt. Er liegt nur noch knapp über der Grenze, die Wachstum von Schrumpfung trennt. "Nach der kurzen Belebung im Frühjahr ist das Wirtschaftswachstum der Eurozone im Juni nahezu zum Stillstand gekommen", kommentierte S&P die Zahlen. In Großbritannien sieht die Entwicklung nicht besser aus.
Laut JPMorgan-Analyst Dominic O'Kane steht Europas konjunktursensiblen Stahl- und Bergbauunternehmen zudem Ungemach aus China bevor. Die chinesischen Stahlexporte dürften sich im Juni weiter beschleunigt und 10 Prozent der heimischen Jahresproduktion beziehungsweise 75 Prozent der Produktion in der EU erreicht haben, schätzt der Experte. Damit drohten Produktionsrestriktionen und Quoten, welche schlecht für die Eisenerznachfrage wären, sowie Gegenwind für die Stahlpreise außerhalb Chinas. Insbesondere für Salzgitter, ArcelorMittal, Rio Tinto und BHP befürchtet OKane negative Auswirkungen der Mitte Juli anstehenden Daten und verlieh diesen Werten daher den Status "Negative Catalyst Watch".