Investing.com - Nach den Rettungsaktionen der Zentralbanken und Behörden aufgrund des Zusammenbruchs dreier Banken in den USA und der angeschlagenen First Republic (NYSE:FRC), woraufhin die Bilanz der Fed erheblich anschwoll, herrscht am Markt eine lebhafte Debatte darüber, ob es sich dabei um eine Form der quantitativen Lockerung (QE) handelt, die den Weg für einen Wiederanstieg der Aktienmärkte ebnen könnte. An der Diskussion beteiligte sich auch Michael Wilson von der US-Bank Morgan Stanley (NYSE:MS), der im vergangenen Jahr zu den präzisesten Forecastern an der Wall Street gehörte.
"Wir teilen diese Auffassung nicht und sind der Meinung, dass der Schwerpunkt vielmehr auf der voraussichtlichen Eintrübung des Wachstums aufgrund des zunehmend restriktiven Umfelds für die Kreditvergabe liegen sollte", so Wilson in seiner regelmäßigen wöchentlichen Kolumne.
Die sinkende Verfügbarkeit von Krediten dürfte das Wachstum der Wirtschaft ausbremsen und damit den Anfang vom Ende des Bärenmarktes darstellen, erklärte er. Die letzte Phase der Baisse könne "bösartig und hochvolatil" sein.
"Die Ereignisse der vergangenen Woche bedeuten, dass die Verfügbarkeit von Krediten für weite Teile der Wirtschaft abnimmt, was der Impulsgeber sein könnte, der die Marktteilnehmer schließlich davon überzeugt, dass die Gewinnschätzungen zu hoch sind".
Wilson glaubt auch nicht, dass Mega-Caps aus dem Technologiesektor Schutz vor übermäßiger Volatilität bieten. Stattdessen sollten sich die Anleger defensiven Sektoren und Aktien mit niedrigem Beta zuwenden, empfahl Wilson.
Dem Morgan Stanley-Aktienstrategen zufolge sollten sich die Anleger auch künftig lieber auf die Fundamentaldaten fokussieren. Die Marktbreite habe sich zudem verschlechtert, so Wilson weiter.
"Vor diesem Hintergrund verweisen wir auf die erhebliche relative Underperformance des S&P 500 Equal Weighted Index gegenüber dem Cap Weighted Index. Letztlich sind dies unserer Ansicht nach Anzeichen für ungesunde Marktinterna", so der Stratege.
"Nur zur Erinnerung: Das ERP des S&P 500 liegt derzeit bei 230 Basispunkten. In Anbetracht der Risiken für die Gewinnaussichten bleibt das Risiko-Rendite-Verhältnis für US-Aktien unserer Meinung nach so lange unattraktiv, bis das ERP bei mindestens 350 bis 400 Basispunkten liegt. Unter der Annahme, dass die 10-jährigen UST-Renditen im Zuge der zunehmenden Besorgnis der Märkte über das Wachstum und nicht über die Inflation noch etwas weiter sinken können, ergibt sich ein KGV von 14 bis 15, also 15 bis 20 % unter dem aktuellen KGV", resümierte Wilson.
Die ERP (Equity Risk Premium) ist ein wichtiger Indikator für Investoren, die ihr Kapital in Aktien anlegen möchten. Die Aktienrisikoprämie ist definiert als die Überrendite, die Anleger erwarten, wenn sie ihr Geld in Aktien investieren, im Vergleich zu einer risikofreien Anlage wie Staatsanleihen.
von Robert Zach