Viele chinesische Aktien sind in den letzten Wochen und Monaten sehr stark gefallen. Manche Werte wie New Oriental Education (WKN: A0KFDH) aus dem Bildungssektor haben fast ihren gesamten Wert verloren. Ist jetzt also die Zeit gekommen, Aktien großer chinesischer Konzerne wie Alibaba (NYSE:BABA) (WKN: A117ME), JinkoSolar (NASDAQ:ZNGA) (WKN: A0Q87R) oder Tencent (WKN: A1138D) zu kaufen?
Chinesische Aktien steigen kurzfristig Viele chinesische Aktien sind heute (24.08.2021) stärker im Kurs gestiegen. Als Begründung wird vielfach eine „klarere Kalkulierbarkeit der Regulierung“ angeführt. Dies würde bedeuten, dass sich die Lage für Tencent und Alibaba nicht weiter oder nur in einem gewissen Rahmen weiter verschlechtert.
Sogar die für ihren ARK Innovation ETF (NYSE:ARKK) (WKN: A14Y8H) bekannte Investorin Cathie Wood hat JD.com (NASDAQ:JD) (WKN: A112ST)-Aktien gekauft. Genauer gesagt handelt es sich um die amerikanischen ADRs (eine Art Zertifikat) und keine Stammaktien. Das Risiko dieser Zertifikate könnte sein, dass sie in absehbarer Zeit von der amerikanischen Börse genommen werden. Besser wäre deshalb ein Kauf in Hongkong. Im Juli 2021 hatte Cathie Wood noch alle chinesischen Aktien verkauft.
Die chinesische Zentralbank hatte vor der kurzfristigen Rallye weiterhin ihre monetäre Unterstützung und eine stabile Geldpolitik zugesichert. Die Wirtschaft insgesamt wird somit weiter gefördert und langfristig wachsen. Wer also über Fonds in China investiert, könnte jeden Rücksetzer eher als Chance betrachten.
Einzelaktien genau analysieren Doch bei den Einzelaktien scheiden sich speziell in China die Geister. Wenn wir professionell vorgehen und die Risiken geringhalten wollen, sollten wir in China oder Hongkong kaufen. Hier besteht die geringste Gefahr, dass chinesische Aktien plötzlich wie in Europa nicht mehr handelbar sind. Zudem ist das Handelsvolumen größer. Darüber hinaus sollten wir bei den Aktien auf die ISIN achten. Sie sollte immer mit HK oder CNE beginnen.
Dies sind nur die formellen Voraussetzungen. Wer nun Tencent, Alibaba oder JinkoSolar kaufen möchte, muss die Aktien einzeln betrachten. Bei Alibaba scheinen aktuell die Regulierungsmaßnahmen noch nicht abgeschlossen zu sein. So wurden erst vor Tagen am Stammsitz in Hangzhou gegen etwa 25.000 Funktionäre Korruptionsermittlungen eingeleitet, um eventuelle Verstrickungen mit Alibaba aufzudecken.
Sollten die weiteren Maßnahmen nicht zu drastisch ausfallen, wären Alibaba und Tencent jetzt eher eine Chance. Beide Unternehmen sind unter der gleichen Annahme jetzt unterbewertet. JinkoSolar ist dagegen bisher nicht von den Einschränkungen betroffen.
Die Ungewissheit bleibt Doch über allem hängt weiterhin die Ungewissheit, wie weit die Eingriffe noch reichen werden. Sie sind unkalkulierbar. Da die chinesische Regierung Vermögen umverteilen möchte, wären derzeit eher Aktien der zweiten Reihe eine Chance, die weniger im Rampenlicht stehen und über eine geringere Marktmacht verfügen. Am Ende muss immer eine individuelle Entscheidung getroffen werden. Wenn wir dabei aber zu unsicher sind, ist ein Kauf des breiten Marktes der sichere Weg.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien.The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alibaba Group Holding Ltd., JD.com und Tencent Holdings (F:NNND) und empfiehlt New Oriental Education & Technology Group.
Motley Fool Deutschland 2021