(neu: Schlusskurse, National-Bank, UBS (SIX:UBSG))
FRANKFURT (dpa-AFX) - Noch in der vergangenen Woche hatten Übernahmespekulationen den Kurs von Wincor Nixdorf (XETRA:WING) (ETZR:WIN) angetrieben - jetzt schockte ein schwächerer Geschäftsausblick des Kassensysteme- und Geldautomatenherstellers die Anleger: Am Montag hatten die Investoren die Papiere zeitweise bis auf 38,66 Euro abwärts geschickt - womit die Kursgewinne seit Ende Januar mit einem Schlag verpufften. Zum Handelsschluss notierten die Anteilsscheine in einem kaum veränderten Gesamtmarkt (MDAX) noch 10,93 Prozent tiefer bei 40,675 Euro.
Für zusätzliche Belastung sorgten mehrere negative Analystenkommentare. Viele Experten kappten ihre Gewinnschätzungen und Kursziele.
Wincor Nixdorf hatte am Freitagabend seine Wachstumsträume begraben. Nach der enttäuschenden ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres rechnet der MDax-Konzern nun nicht mehr mit einem Umsatz- und Ergebnisplus für 2014/2015. Im ersten Geschäftshalbjahr waren die Erlöse beim Konzern um 2 Prozent und das operative Ergebnis (Ebitda) gar um 31 Prozent abgesackt. Grund waren nach Unternehmensangaben vor allem die gesunkenen Hardware-Umsätze. Nun soll ein neues Restrukturierungsprogramm dem Konzern helfen und den Ausbau bei Software und IT-Services beschleunigen.
SCHWIERIGES FAHRWASSER
Wincor Nixdorf fährt nach Einschätzung von Beobachtern in schwierigem Fahrwasser. In der vergangenen Woche hatte ein Pressebericht die Runde gemacht, wonach das Unternehmen Investmentbanker damit beauftragt habe, entweder einen Verkauf des Konzerns an einen Finanzinvestor oder einen eigenen Zukauf auszuloten. Danach war die Aktie in der Spitze bis auf 50,51 Euro in die Höhe geschossen. Unter Experten hatten die Übernahmefantasien allerdings für Skepsis gesorgt.
Die Gewinnwarnung komme nun wenig überraschend, sagte ein Börsianer, allerdings sei der Zeitpunkt nur wenige Tage nach dem Medienbericht ungünstig gewählt.
ANALYST: WENIG VORHERSEHBARES GESCHÄFTSMODELL
Analystin Yasmin Moschitz reagierte mit einer Verkaufsempfehlung für die Wincor-Papiere. Die Eckdaten für das zweite Geschäftsquartal hätten die Erwartungen klar verfehlt und das Risikoprofil der Papiere habe sich nun massiv verschlechtert.
Auch für Analyst Jörg-Andre Finke von der HSBC ist die Aktie inzwischen keinen Kauf mehr wert. Die Gewinnwarnung zeige, wie wenig das Geschäftsmodell vorhersagbar sei, schrieb er in einer Studie. Damit sei die erhoffte Erholung des Hardware-Geschäfts im Zuge einer Erneuerungswelle in einigen entwickelten europäischen Märkten in Frage gestellt.
ANALYST: SCHLECHTE WETTBEWERBSSITUATION
Analyst Oliver Pucker von Oddo Seydler wies in diesem Zusammenhang vor allem auf die schlechte Wettbewerbssituation von Wincor innerhalb der Branche hin. Der Konzern hinke beim Ausbau des Software-Geschäfts seinen wichtigsten US-Konkurrenten NCR und Diebold hinterher. Der Experte Markus Glockenmeier von der National-Bank schrieb, das Unternehmen leide unter starkem Wettbewerb bei Geld-/Leergutautomaten sowie Kassensystemen und suche Antworten auf den fortschreitenden Trend der Digitalisierung.
UBS-Analyst Sven Weier sieht nun für die Markterwartungen deutlichen Korrekturbedarf nach unten. Die Senkung der Unternehmensprognosen bestätige seine jüngste Einschätzung nach den Übernahmespekulationen, dass Wincor aus einer Position der Schwäche heraus agieren würde. Weier erinnerte zudem an den enttäuschenden Ausgang des letzten Sparprogramms aus dem Geschäftsjahr 2012.
EVENTUELL LANGE ÜBERGANGSPHASE
Nach Einschätzung des HSBC-Experten Finke könnte aber die Hoffnung auf einen weitreichenden Umbau des Geschäfts den Schock über den gedämpften Ausblick etwas mildern. Analyst Torben Teichler von der Privatbank Hauck & Aufhäuser gab indes zu bedenken, dass dem Hersteller eine kostspielige und lange Übergangsphase bevorstehen könnte. Für die Investoren könnte es daher bei WincorNixdorf vorerst nicht mehr viel zu gewinnen geben.