FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 16. April 2012. Nach dem fulminanten ersten Quartal geht es im zweiten an der Börse bislang fast nur bergab. Viele Analysten rechnen zwar mit anhaltender Nervosität, ganz schwarz sieht aber kaum jemand.
Dass die Euphorie in Sachen Schuldenkrise, die Konjunkturzuversicht und die Begeisterung über die üppige Liquidität etwas überzogen waren, ist schon seit einigen Wochen klar. Bereits Mitte März ging den Aktienmärkten die Puste aus. Am vergangenen Freitag verschärfte sich die Abwärtsbewegung aber, auf Wochensicht fuhren viele Börsen den größten Verlust des Jahres ein. Der DAX gab um 2,8 Prozent nach, der Euro Stoxx 50 sogar um 4,2 Prozent. Heute Morgen notiert das deutsche Aktienbarometer bei 6.564 Punkten.
Zur wachsenden Nervosität tragen mehrere Faktoren bei. Zum einen stiegen die Sorgen um Spanien: Die Ankündigung des Ministerpräsidenten Rajoy, für dieses Jahr das Defizitziel zu verfehlen, kam gar nicht gut an. Zum anderen weckte die Meldung aus China, dass die Wirtschaft im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal 'nur' um 8,1 Prozent gewachsen sei, Befürchtungen um einen Ausfall der Konjunkturlokomotive. Daneben scheint die Dynamik in den USA an Schwung zu verlieren, zuletzt hat sich das von der Universität Michigan ermittelte Konsumklima überraschend verschlechtert.
In den kommenden Tagen richtet sich der Fokus der Anleger aber wahrscheinlich auf die Berichtssaison: Wichtige US-Banken wie Goldman Sachs, Bank of America und Citigroup veröffentlichen ihre Zahlen für das erste Quartal, auch Schwergewichte anderer Branchen gewähren einen Blick in die Bücher. Von Konjunkturseite wird in Deutschland vor allem auf das aktuelle ifo-Geschäftsklima geschaut.
Einstiegschance bei niedrigen Kursen
Wie Markus Reinwand von der Helaba meint, sollten Anleger die Schwächephase für Zukäufe nutzen. 'Zwar scheinen in den Aktienkursen bereits robuste Unternehmensergebnisse vorweggenommen worden zu sein', erläutert der Analyst mit Verweis auf das Plus von 12 Prozent beim S&P 500 und 18 Prozent beim DAX im ersten Quartal. Allerdings signalisiere das jüngste weltweite Übergewicht an positiven Gewinnrevisionen, dass die Schätzungen der Analysten wohl zu konservativ gewesen seien. 'Bei anziehenden Gewinnerwartungen besteht bei Aktien durchaus noch Luft nach oben.' Schließlich hätten Dividendentitel in der Vergangenheit in Phasen überwiegend positiver Gewinnrevisionen meist überdurchschnittlich zugelegt. 'Zudem sind gerade Standardwerte aus dem Euroraum noch immer niedrig bewertet.'
Markt weiter schwankungsanfällig
Laut DekaBank bleibt die Unsicherheit in Sachen Eurokrise groß, für die Weltkonjunktur würden die nächsten Quartale aber wohl ein mäßiges Wachstum bringen. 'Allerdings birgt der weiterhin hohe Rohölpreis zusätzliche Risiken für die Konjunktur.' Entsprechend sei weiter mit Schwankungen an den Märkten zu rechnen. 'Mit einer soliden Entwicklung bei den Unternehmensgewinnen sowie dem anhaltenden Notstand bei der Kapitalanlage bleiben die Aussichten für die Aktienmärkte allerdings gut.'
Erst noch hinunter, dann hinauf
Charttechnisch sieht es unterdessen nicht schlecht aus, das glaubt zumindest Stefan Salomon. 'Jedes neue Tief wird weiteren Absicherungsbedarf bei Vermögensverwaltern und Fonds auslösen, die im ersten Quartal dicke Buchgewinne erzielt haben und nun die Performance retten wollen', meint der freie technische Analyst zwar. Damit entstehe Verkaufsdruck - vor allem, solange nicht neue Käufer wieder zugriffen, und hierfür scheine die Nachrichtenlage zu schwammig. 'So besteht das Risiko, dass der DAX noch in Richtung 6.400 bis 6.300 Punkte abdriftet.' Von diesem Niveau werde er sich dann aber recht schnell wieder erholen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 16. April
Quartalszahlen Citigroup
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze März. Die US-Einzelhandelsumsätze sollten laut DekaBank im März ordentlich zugelegt haben, nicht zuletzt wegen positiver Witterungseffekte.
14.30 Uhr. USA: New York Empire State Index April. Die HSBC prognostiziert für den Index nach einem sehr guten Vormonatswert von 20,2 'immer noch gute' 15 Punkte. Der New York Empire State Index ist ein Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Ein Wert über 0 signalisiert eine positive Wirtschaftsentwicklung, ein Wert unter 0 eine Verschlechterung.
19.00 Uhr. USA: NAHB/WF Hausmarktindex April. Gemessen am NAHB-Index sei die Stimmung bei den Bauunternehmen weiter eher schlecht, erklärt die HSBC. Für den April erwartet die Bank einen unveränderten Wert von 28 Punkten, der langfristige Durchschnitt der Zeitreihe liege allerdings bei 49 Punkten.
Dienstag, 17. April
Quartalszahlen Goldman Sachs, Intel, IBM, Danone, Yahoo, Coca-Cola
11.00 Uhr. Deutschland: ZEW Konjunkturerwartungen April. Sorgen um die Peripherieländer bestimmten das Bild, bemerkt die DekaBank und prognostiziert für die Konjunkturlage 32 nach 37,6 Punkten im Vormonat sowie für die Konjunkturerwartungen 13 nach 22,3 Punkten.
14.30 Uhr. USA: Wohnbaubeginne, -genehmigungen März.
15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion März. Nachdem der Ausstoß im Februar stagniert hatte, rechnen die Experten der HSBC im März lediglich mit einem mageren Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Das Gesamtjahresplus liege wahrscheinlich trotzdem bei guten 3 Prozent.
Mittwoch, 18. April
Quartalszahlen American Express, Ebay
Donnerstag, 19. April
Quartalszahlen Bank of America, Microsoft, Nokia
16.00 Uhr. USA: Philadelphia Fed Index April. Die Analysten der DekaBank gehen von einem leichten Stimmungsrücksetzer aus und rechnen mit 11 nach 12,5 Punkten im Vormonat. Der Index ist Ergebnis einer Umfrage der Federal Reserve Bank of Philadelphia zum allgemeinen Geschäftsklima, ein positiver Indexstand deutet auf eine weitere Expansion der US-Wirtschaft hin.
Freitag, 20. April
Quartalszahlen General Electric, Nestlé
10.30 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklimaindex April. Die Stimmung der deutschen Unternehmen war laut DekaBank im April gedämpfter. Nach den Monaten der Euphorie seit Jahresbeginn sei nun nun wieder klarer, dass die Schuldenkrise in Europa noch längst nicht beendet ist.
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann schreiben Sie uns einfach an redaktion@deutsche-boerse.com
© 16. April 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Dass die Euphorie in Sachen Schuldenkrise, die Konjunkturzuversicht und die Begeisterung über die üppige Liquidität etwas überzogen waren, ist schon seit einigen Wochen klar. Bereits Mitte März ging den Aktienmärkten die Puste aus. Am vergangenen Freitag verschärfte sich die Abwärtsbewegung aber, auf Wochensicht fuhren viele Börsen den größten Verlust des Jahres ein. Der DAX gab um 2,8 Prozent nach, der Euro Stoxx 50 sogar um 4,2 Prozent. Heute Morgen notiert das deutsche Aktienbarometer bei 6.564 Punkten.
Zur wachsenden Nervosität tragen mehrere Faktoren bei. Zum einen stiegen die Sorgen um Spanien: Die Ankündigung des Ministerpräsidenten Rajoy, für dieses Jahr das Defizitziel zu verfehlen, kam gar nicht gut an. Zum anderen weckte die Meldung aus China, dass die Wirtschaft im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal 'nur' um 8,1 Prozent gewachsen sei, Befürchtungen um einen Ausfall der Konjunkturlokomotive. Daneben scheint die Dynamik in den USA an Schwung zu verlieren, zuletzt hat sich das von der Universität Michigan ermittelte Konsumklima überraschend verschlechtert.
In den kommenden Tagen richtet sich der Fokus der Anleger aber wahrscheinlich auf die Berichtssaison: Wichtige US-Banken wie Goldman Sachs, Bank of America und Citigroup veröffentlichen ihre Zahlen für das erste Quartal, auch Schwergewichte anderer Branchen gewähren einen Blick in die Bücher. Von Konjunkturseite wird in Deutschland vor allem auf das aktuelle ifo-Geschäftsklima geschaut.
Einstiegschance bei niedrigen Kursen
Wie Markus Reinwand von der Helaba meint, sollten Anleger die Schwächephase für Zukäufe nutzen. 'Zwar scheinen in den Aktienkursen bereits robuste Unternehmensergebnisse vorweggenommen worden zu sein', erläutert der Analyst mit Verweis auf das Plus von 12 Prozent beim S&P 500 und 18 Prozent beim DAX im ersten Quartal. Allerdings signalisiere das jüngste weltweite Übergewicht an positiven Gewinnrevisionen, dass die Schätzungen der Analysten wohl zu konservativ gewesen seien. 'Bei anziehenden Gewinnerwartungen besteht bei Aktien durchaus noch Luft nach oben.' Schließlich hätten Dividendentitel in der Vergangenheit in Phasen überwiegend positiver Gewinnrevisionen meist überdurchschnittlich zugelegt. 'Zudem sind gerade Standardwerte aus dem Euroraum noch immer niedrig bewertet.'
Markt weiter schwankungsanfällig
Laut DekaBank bleibt die Unsicherheit in Sachen Eurokrise groß, für die Weltkonjunktur würden die nächsten Quartale aber wohl ein mäßiges Wachstum bringen. 'Allerdings birgt der weiterhin hohe Rohölpreis zusätzliche Risiken für die Konjunktur.' Entsprechend sei weiter mit Schwankungen an den Märkten zu rechnen. 'Mit einer soliden Entwicklung bei den Unternehmensgewinnen sowie dem anhaltenden Notstand bei der Kapitalanlage bleiben die Aussichten für die Aktienmärkte allerdings gut.'
Erst noch hinunter, dann hinauf
Charttechnisch sieht es unterdessen nicht schlecht aus, das glaubt zumindest Stefan Salomon. 'Jedes neue Tief wird weiteren Absicherungsbedarf bei Vermögensverwaltern und Fonds auslösen, die im ersten Quartal dicke Buchgewinne erzielt haben und nun die Performance retten wollen', meint der freie technische Analyst zwar. Damit entstehe Verkaufsdruck - vor allem, solange nicht neue Käufer wieder zugriffen, und hierfür scheine die Nachrichtenlage zu schwammig. 'So besteht das Risiko, dass der DAX noch in Richtung 6.400 bis 6.300 Punkte abdriftet.' Von diesem Niveau werde er sich dann aber recht schnell wieder erholen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 16. April
Quartalszahlen Citigroup
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze März. Die US-Einzelhandelsumsätze sollten laut DekaBank im März ordentlich zugelegt haben, nicht zuletzt wegen positiver Witterungseffekte.
14.30 Uhr. USA: New York Empire State Index April. Die HSBC prognostiziert für den Index nach einem sehr guten Vormonatswert von 20,2 'immer noch gute' 15 Punkte. Der New York Empire State Index ist ein Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Ein Wert über 0 signalisiert eine positive Wirtschaftsentwicklung, ein Wert unter 0 eine Verschlechterung.
19.00 Uhr. USA: NAHB/WF Hausmarktindex April. Gemessen am NAHB-Index sei die Stimmung bei den Bauunternehmen weiter eher schlecht, erklärt die HSBC. Für den April erwartet die Bank einen unveränderten Wert von 28 Punkten, der langfristige Durchschnitt der Zeitreihe liege allerdings bei 49 Punkten.
Dienstag, 17. April
Quartalszahlen Goldman Sachs, Intel, IBM, Danone, Yahoo, Coca-Cola
11.00 Uhr. Deutschland: ZEW Konjunkturerwartungen April. Sorgen um die Peripherieländer bestimmten das Bild, bemerkt die DekaBank und prognostiziert für die Konjunkturlage 32 nach 37,6 Punkten im Vormonat sowie für die Konjunkturerwartungen 13 nach 22,3 Punkten.
14.30 Uhr. USA: Wohnbaubeginne, -genehmigungen März.
15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion März. Nachdem der Ausstoß im Februar stagniert hatte, rechnen die Experten der HSBC im März lediglich mit einem mageren Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Das Gesamtjahresplus liege wahrscheinlich trotzdem bei guten 3 Prozent.
Mittwoch, 18. April
Quartalszahlen American Express, Ebay
Donnerstag, 19. April
Quartalszahlen Bank of America, Microsoft, Nokia
16.00 Uhr. USA: Philadelphia Fed Index April. Die Analysten der DekaBank gehen von einem leichten Stimmungsrücksetzer aus und rechnen mit 11 nach 12,5 Punkten im Vormonat. Der Index ist Ergebnis einer Umfrage der Federal Reserve Bank of Philadelphia zum allgemeinen Geschäftsklima, ein positiver Indexstand deutet auf eine weitere Expansion der US-Wirtschaft hin.
Freitag, 20. April
Quartalszahlen General Electric, Nestlé
10.30 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklimaindex April. Die Stimmung der deutschen Unternehmen war laut DekaBank im April gedämpfter. Nach den Monaten der Euphorie seit Jahresbeginn sei nun nun wieder klarer, dass die Schuldenkrise in Europa noch längst nicht beendet ist.
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann schreiben Sie uns einfach an redaktion@deutsche-boerse.com
© 16. April 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)