Amerikanische Aktien sind weiterhin sehr hoch bewertet. Das sogenannte Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt heute 37,19 (18.05.2021), während der Mittelwert bei 16,82 liegt. Doch hätten sich Anleger in der Vergangenheit tatsächlich daran orientiert, wären sie schon 2010 ausgestiegen. Damals lag es bereits bei über 20.
Nur die Bewertung der eigenen Aktien zählt Die Betrachtung zeigt, wie wenig brauchbar dieser Indikator gewesen wäre. Der S&P500-Index ist seit 2010 um über 267 % gestiegen (18.05.2021). Zudem kommt es beim Investieren nicht auf die Markt-, sondern die Bewertung der eigenen Aktien an. So sieht es auch einer der besten Investoren aller Zeiten und hält zudem nichts von Markt-Timing. „Anleger verloren bei der Vorbereitung auf und der Vorhersage von Crashs weit mehr Geld, als jemals in ihnen verloren wurde“, so Peter Lynch.
Trotzdem bleibt es natürlich richtig, offensichtlich sehr teure Aktien zu meiden und unterbewertete zu kaufen. Wenn wir also heute Unternehmen mit hohem Abschlag zum wahren Wert finden, macht es wenig Sinn, auf einen Crash zu warten. So würden wir beim Kauf einer Schnäppchenimmobilie auch nicht zögern, nur weil der Immobilienmarkt insgesamt hoch bewertet ist.
Grenke-Wertpapier ist bereits stark gesunken Die Grenke (DE:GLJn) (WKN: A161N3)-Aktie ist beispielsweise seit 2018 und speziell im vergangenen Jahr (2020) noch einmal deutlich gefallen. Heute liegt sie 62,9 % unter ihrem Allzeithoch und bei einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,5 (18.05.2021).
Der Shortseller Fraser Perring hatte 2020 versucht, das Familienunternehmen zu ruinieren, ist damit jedoch gescheitert. Trotzdem hat er zunächst großen Schaden angerichtet, denn in solchen Situationen verlieren viele Firmenkunden schnell das Vertrauen.
Hinzu kam die Coronavirus-Krise, die im letzten Jahr (2020) ebenfalls den Gewinn auf 88,4 Mio. Euro drückte. Im Jahr zuvor waren es noch 135,5 Mio. Euro. Von den Sonderereignissen abgesehen, entwickelte sich das Unternehmen und ihre Aktie in den vielen Jahren zuvor sehr stetig. So liegt die durchschnittliche Eigenkapitalrendite für den Zeitraum 2011 bis 2020 bei hohen 12,7 %.
Grenke existiert bereits seit 1978 und wurde von Wolfgang Grenke Schritt für Schritt aufgebaut. Seine Familie hielt auch während des Crashs an ihrer Beteiligung von 40,7 % fest. Mit dem Leasing von IT-Gegenständen wurde das Unternehmen groß. Heute bietet es darüber hinaus Factoring- und Bankdienstleistungen an.
Gestern (17.05.2021) wurde Grenke durch die Prüfungsgesellschaft KPMG entlastet. Sie erteilte dem Jahres- und Konzernabschluss 2020 ein uneingeschränktes Testat. Auf dieser Basis kann sich das Unternehmen nun erholen. Viele Investoren haben die günstige Situation bereits erkannt und sind nach der Meldung eingestiegen. Auf Xetra sprang die Grenke-Aktie heute um mehr als 20 % in die Höhe (18.05.2021).
Sie ist ein gutes Beispiel für eine unterbewertete Aktie in einem überbewerteten Markt, die deshalb in der kommenden Zeit besser als der DAX abschneiden könnte.
Der Artikel Auf den nächsten Crash warten? Diese Aktie hat ihn bereits hinter sich! ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021