von Robert Zach
Investing.com - Die Wall Street hat in der vergangenen Woche ein Kursfeuerwerk erlebt. Nach dem moderateren Inflationsbericht schossen die Kurse an der Wall Street steil nach oben. Der Grund: Der Markt spekulierte unmittelbar auf einen weniger restriktiven Kurs der Fed. Dies bescherte dem S&P 500 mit einem Plus von 5,9 % das größte Wochenplus seit Juni diesen Jahres. Die größten Gewinne erzielten dabei Titel aus den Bereichen Technologie (NYSE:XLK), Kommunikationsdienstleistungen (NYSE:XLC) und Grundstoffe (NYSE:XLB), also jene Sektoren, die in diesem Jahr besonders unter Zins- und Inflationssorgen gelitten haben.
Die laufende Rallye, in deren Verlauf der S&P 500 zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder die Marke von 4.000 Punkten getestet hat, kann sich nach Einschätzung der Strategen von Morgan Stanley noch mindestens bis 4.100 Punkte fortsetzen. Es gibt aber auch kritische Stimmen, die ein baldiges Ende der Erholungsbewegung und eine Rückkehr zu den alten Tiefstständen erwarten.
So halten die Berenberg-Analysten es einmal mehr für "zu früh, um optimistisch zu werden". Zur Begründung verweisen sie auf das schwierige Makro-Umfeld, das die westlichen Volkswirtschaften im Jahr 2023 in eine Rezession stürzen dürfte.
"Wir halten dies nach wie vor für eine Bärenmarktrallye", heißt es in einer Kundenmitteilung.
Auch die technischen Bedingungen, so die Experten, seien "zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr unterstützend". Verschiedene technische Indikatoren hatten Ende September und Anfang Oktober ein Kaufsignal ausgesendet. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass sich der S&P 500 bereits um 15 % von seinen Tiefstständen erholt hat.
Eine Fortsetzung der Kursrallye erfordere erkennbare Fortschritte bei einem Fed-Pivot" ebenso wie Unterstützung von Seiten der Bewertung, der makroökonomischen Faktoren und der Fundamentaldaten, heißt es weiter.
Mike Wilson, Aktienstratege bei Morgan Stanley (NYSE:MS), ergänzte, dass die nächste Abwärtswelle aller Voraussicht nach durch einen Reset der Gewinn- und Margenerwartungen für das kommende Quartal ausgelöst werden wird.
"Verschiedene Makro-Signale deuten darauf hin, dass es zu früh ist, um Aktien zu kaufen - das zeigen die US-Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe, die US-Kapazitätsauslastung und die US-Senior Loan Officer-Umfrage deutlich. Traditionell hat es sich für Anleger nicht ausgezahlt, Rezessionen zu aggressiv vorzugreifen; unsere Ökonomen erwarten für die westlichen Volkswirtschaften immer noch eine Rezession im Jahr 2023", erklärten die Berenberg-Analysten abschließend.