Es scheint ein zunehmend schwieriges Jahr für Technologieunternehmen zu werden. Einerseits ist dies für Unternehmen, die (noch) nicht profitabel sind, nicht verwunderlich. Denn auf der einen Seite erhöhen sich aktuell sämtliche Kosten wie Strom oder Personal und auf der anderen Seite werden Unternehmenskredite durch steigende Zinsen teurer.
Bei arrivierten und hoch profitablen Tech-Konzernen wie Alphabet (NASDAQ:GOOGL) (WKN: A14Y6F), Amazon (NASDAQ:AMZN) (WKN: 906866) und Apple (NASDAQ:AAPL) (WKN: 865985) macht diese Argumentation aus meiner Sicht jedoch keinen Sinn. Denn Unternehmen, die über stabile und skalierbare Geschäftsmodelle verfügen, profitabel sind und zweistellige Wachstumsraten bei einer attraktiven Unternehmensbewertung aufweisen, gibt es kaum. Dennoch werden aktuell auch die Aktien dieser Unternehmen abverkauft. Zu Recht? Oder ergeben sich dadurch attraktive Einstiegsgelegenheiten?
Big-Tech: Zu schön, um wahr zu sein? Was haben die genannten Big-Tech-Unternehmen gemeinsam? Sie verfügen in ihren Geschäftsbereichen ohne Zweifel über eine marktdominierende Position. Das sorgt für stabile Geschäftsmodelle und eine hohe Preissetzungsmacht gegenüber den Endverbrauchern. Denn ein iPhone ist schon längst zu einem Statusobjekt geworden.
Doch was noch viel wichtiger ist, Alphabet, Amazon und Apple haben digitale Ökosysteme geschaffen, aus denen ihre Kunden nicht mehr entkommen können. Bleiben wir bei Apple. Angenommen, ein Kunde hat bereits ein iPad oder ein MacBook und profitiert davon, dass sich sämtliche Bilder und Dokumente automatisch synchronisieren. Wenn dieser Kunde nun ein neues Handy haben möchte, welches wird er wohl kaufen?
Oder das Beispiel von AWS (Amazon Web Service) von Amazon. Wenn sich ein Unternehmen entschließt, die Cloud-Lösung von Amazon zu nutzen, sind die Ausstiegsbarrieren äußerst hoch. Daher ist auch in diesem Fall zu erwarten, dass Kunden höhere Preise akzeptieren, bevor sie ihr Nutzungsverhalten verändern.
Das größte Risiko, dem diese Unternehmen ausgesetzt sind, sind aus meiner Sicht staatliche Maßnahmen, die die Monopolstellung untergraben könnten. Jedoch schätze ich dieses Risiko derzeit gering ein. Denn angesichts hoher Inflationsraten hat der amerikanische Staat gerade mit anderen Problemen zu kämpfen.
Bewertung im Detail Anhand der nachstehenden Tabelle erkennt man, dass die Big-Tech-Unternehmen bereits über eine attraktive Bewertung verfügen. Dennoch sind die Zeiten, in denen eine Amazon-Aktie mit einem KGV jenseits von 100 bewertet wird, vorbei. Verständlich, denn durch die bereits erreichte Unternehmensgröße wird es zunehmend schwieriger, Wachstumsraten wie vor einigen Jahren zu erreichen.
Das braucht es jedoch nicht, um die Kurse gen Norden zu schrauben, wie Apple bewiesen hat. Daher gehe ich davon aus, dass sich Amazon in den nächsten Jahren zunehmend auf die operative Marge fokussieren wird. Dadurch könnte theoretisch sogar das Umsatzwachstum stagnieren und das Unternehmen könnte dennoch das Ergebnis je Aktie erhöhen, was sich in niedrigeren KGV-Kennzahlen spiegeln würde.
Doch die Unterbewertung von Alphabet ist aus meiner Sicht sogar noch offensichtlicher. Denn der US-Tech-Konzern konnte im Jahr 2021 ein Umsatzwachstum von über 41 % vorweisen und wird aktuell mit einem geschätzten KGV von 22,2 für das Geschäftsjahr 2022 bewertet.
KGV 2022e | KGV 2023e | KUV 2022e | KUV 2023e | |
Alphabet | 22,2 | 19,0 | 5,21 | 4,35 |
Amazon | 64,1 | 41,8 | 2,72 | 2,26 |
Apple | 26,9 | 25,4 | 6,84 | 6,48 |
Fazit Da die besagten Unternehmen aufgrund ihrer Attraktivität bereits ein beträchtliches Ausmaß in meinem Portfolio einnehmen, bin ich mit weiteren Zukäufen etwas zögerlich. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass diese Unternehmen auch in Rahmenbedingungen erhöhter Zinsen und Kosten eine attraktive Geldanlage darstellen.
Denn bei den Big-Techs geht es voraussichtlich nicht nur um Kapitalerhalt, sondern um Kapitalvermehrung. So könnten Alphabet und Amazon neben ihren geplanten Stock Splits beispielsweise für weitere Kapitalmaßnahmen wie ein YouTube-IPO oder ein AWS-IPO für weitere Kursfeuerwerke sorgen.
Michael besitzt Aktien von Alphabet, Amazon und Apple. Suzanne Frey arbeitet als Führungskraft bei Alphabet und sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alphabet (A-Aktien), Amazon und Apple und empfiehlt (C-Aktien).
Motley Fool Deutschland 2022