FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Auch wenn der DAX heute nach einem schwachen Start ins Plus gedreht hat: Die Unsicherheit ist nach wie vor extrem hoch. Im ETF-Handel dominieren Abgaben. Gefragt sind Rohstoff- sowie Öl- und Gas-ETFs - und auch der länger schwächelnde Clean Energy-Tracker.
8. März 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Hochnervöse Börsen, hochnervöse Anleger*innen - der Ukraine-Krieg hat den ETF-Handel weiter fest im Griff. Die Märkte sind sehr volatil. Nachdem der DAX am frühen Morgen bis auf 12.535 Punkte gefallen war, zeichnet sich zum Mittag eine Stabilisierung ab. Der Index liegt aktuell bei 12.912 Punkten.
Eine Lösung des Ukraine-Konflikts ist laut Jochen Stanzl von CMC Markets (LON:CMCX) derzeit zwar nicht in Sicht. Wetten auf sinkende Kurse bei Aktien und die Absicherungen gegen fallende Kurse seien allerdings auf ein Mehrjahreshoch geklettert, wie der Analyst erklärt. Nachrichten etwa zu einem Waffenstillstand könnten Stanzl zufolge daher zu massiven Eindeckungen von Anleger*innen führen, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hatten.
Risikofreudige setzen auf Short- und Leveraged-ETFs
Die ETF-Händler berichten unterdessen von hohen Umsätzen und vielen Verkäufen. Im Aktienbereich konzentrieren sich Anleger*innen meist auf große Indizes wie DAX, Euro Stoxx und MSCI World (DE:X010), wie die Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage zeigt.
Sehr viel um geht auch in gehebelten und reversen ETFs, etwa mit Anteilen an Xtrackers ShortDAX Daily Swap (3:XSDX) und Xtrackers ShortDAX x2 Daily Swap (4:DBPD). Beide weisen seit Beginn der Verkaufswelle am Markt kräftige Kursgewinne auf. Fabian Wörndl von Lang & Schwarz meldet hohe Umsätze des WisdomTree Nasdaq 100 3x Daily Leveraged (6:QQQ3) und des Xtrackers S&P 500 2x Inverse Daily Swap (3:XT2D).
Banken-ETFs fliegen aus Portfolios
Nicht mehr viel wissen wollen Anleger*innen von Banken-ETFs. Die hatten vor Beginn des Ukraine-Kriegs in Erwartung steigender Zinsen ordentlich zugelegt. Nun geben sie kräftig nach: Etwa hat der viel gehandelte iShares Euro Stoxx Banks 30-15 (4:SX7EEX) seit Mitte Februar fast ein Drittel seines Wertes verloren. Beim ebenfalls umsatzstarken iShares Stoxx Europe 600 Banks (4:SX7PEX) sieht es ähnlich aus. Banken leiden unter den deutlich schlechteren Konjunkturaussichten und dem unwahrscheinlicher gewordenen schnellen Zinsanstieg. Einige Institute haben auch viel Russlandgeschäft.
Rohstoff-ETFs heben ab
Auf der Gewinnerseite stehen hingegen Rohstoff- sowie Öl- und Gas-ETFs. "Da ist bei uns sehr viel los", stellt Wörndl fest. Extrem nachgefragt sei zum Beispiel der Market Access Jim Rogers International Commodity Index ETF (4:MRIC). Dessen Kurs ist seit Jahresanfang um 40 Prozent gestiegen. Kursgewinne und hohe Umsätze weist auch der iShares Stoxx Europe 600 Oil & Gas (4:SXEPEX) auf, der sich auf Aktien von Unternehmen aus der Öl- und Gasbranche bezieht.
Der Kurs des iShares Global Clean Energy (3:INRG) ist ebenfalls zuletzt kräftig nach oben geklettert. Der lange sehr erfolgreiche ETF, der seit November letzten Jahres geschwächelt hatte, profitiert nun von der erwarteten stark steigenden Nachfrage nach Erneuerbaren Energien durch den möglichen Wegfall von russischem Öl und Gas. Seine Verluste hat er aber längst noch nicht wieder wettgemacht.
Russland nicht mehr im MSCI Emerging Markets
Großes Thema am ETF-Markt ist derzeit der Umgang mit russischen Aktien und Anleihen in den großen Indizes, etwa im MSCI Emerging Markets. Indexanbieter MSCI hat vergangenen Mittwoch beschlossen, russische Aktien aus den Emerging Market-Indizes auszuschließen, andere Indexanbieter gehen ähnlich vor. Russland sei derzeit uninvestierbar, begründete Dimitris Melas von MSCI den Schritt.
Der Anteil russischer Aktien im MSCI Emerging Markets ist nicht groß: Anfang des Jahres lag er MSCI zufolge bei 4 Prozent. 2008 waren es noch 10 Prozent. "Zu Beginn der Finanzkrise war Russland viertgrößtes Schwellenland nach China, Südkorea und Brasilen", erklärt MSCI. Heute dominieren China (32 Prozent), Taiwan (16 Prozent), Indien (12 Prozent), Südkorea (12 Prozent) und Brasilien (5 Prozent). Der MSCI Russia mit ausschließlich russischen Aktien soll komplett gestrichen werden. Auf Xetra sind MSCI Russia-ETFs ohnehin ausgesetzt.
Eine Auflistung der ausgesetzten ETFs finden Sie auf boerse-frankfurt.de.
ETFs, die russische Aktien abbilden, gehörten im Februar - wenig überraschend - zu den Indexfonds mit den größten Verlusten, wie Morningstar meldet: Der iShares MSCI Russia ADR/GDR (3:CSRU) büßte 73 Prozent ein. Dieser Tracker investiert vor allem in Wertpapiere russischer Unternehmen, die an ausländischen Börsen notiert sind: über ADRs (American Depositary Receipts) an der New York Stock Exchange oder der Nasdaq sowie GDRs (Global Depositary Receipts) und ADRs an der London Stock Exchange (LON:LSEG). Zur Erinnerung: Die Moskauer Börse ist seit dem 28. Februar geschlossen.
Anleihen-ETFs: Abwarten und Geld parken
Im Handel mit Anleihen-ETFs sind derzeit vor allem Geldmarkt-Produkte gefragt, wie die Umsatzliste zeigt: Sehr viel um geht etwa im Lyxor Euro Overnight Return (9:LYXEUC).
von: Anna-Maria Borse 8. März 2022, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse (DE:DB1Gn) AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.