Aktionäre haben es nicht leicht in diesem Land. Während sie in vielen anderen Ländern staatlich gefördert werden, wird die Börse in Deutschland in der öffentlichen Meinung oft als Ausgeburt der Hölle angesehen. Im Ausland ist der Blick auf das Börsengeschehen in der Regel rationaler.
Dort werden Aktien als wichtiger Bestandteil der Vermögensbildung betrachtet. Besonders bei der Altersvorsorge gibt es in vielen Staaten der Welt keinen Weg an Aktien vorbei. Im Gegenzug erhält die Wirtschaft schließlich auch das Kapital für Investitionen und die Schaffung von Arbeitsplätzen zur Verfügung gestellt.
Schritte, um langfristig orientierten Kleinaktionären das Leben leichter zu machen Das Umfeld für Aktionäre ist wohl schwierig, wenn der Bundesfinanzminister Olaf Scholz als Begründung angibt, weshalb sein gesamtes Vermögen auf dem Sparbuch liegt: „Ich habe das für mich, nicht nur, aber auch aus Zeitgründen immer so gemacht und muss ja jetzt nicht in allem ein Vorbild sein.“ Aber wie könnte der Staat die anderen konkret unterstützen, die es besser als er machen wollen? Schauen wir uns zwei Problemfelder mit möglichen Lösungen etwas genauer an.
Zunächst könnte der Freibetrag von 801 Euro für einen Single bzw. 1.602 Euro für zusammen veranlagte Personen angepasst werden. Kapitalerträge werden bis zu diesem Betrag nicht besteuert. Seit 2009 wurde dieser Betrag trotz einer Preiserhöhung von 15 % nicht mehr angehoben. Man stelle sich vor, wie groß der Aufschrei wäre, wenn es nicht die Aktionäre treffen würde, sondern die Renten der aktuell Berechtigten, oder die Diäten der Bundestagsabgeordneten für über zehn Jahre eingefroren wären.
Daneben sollte man auch das System der Abgeltungssteuer überdenken. Aktuell werden 25 % auf die Erträge fällig, unabhängig von der Haltedauer. Vor der Einführung der Abgeltungssteuer waren Gewinne nach einer Haltefrist von einem Jahr steuerfrei. Hier wäre ein stufenweises System denkbar, das wieder mehr in diese Richtung geht. Anleger könnten abhängig von der Haltedauer immer niedrigere Steuern zahlen. Damit würde der Gesetzgeber einen Anreiz schaffen und Spekulation zumindest bei Kleinanlegern bekämpfen. Wer dann trotzdem nur kurzfristig handelt, kann auch gerne höhere Steuern zahlen.
Noch wichtiger, keine zusätzlichen Belastungen Tatsächlich würde man den Aktionären aber schon helfen, wenn man sie nicht auch noch zusätzlich belasten möchte. Das konkreteste Beispiel ist hier die Finanztransaktionssteuer. Die zuletzt angedachte Begrenzung der Steuer auf Aktien ist vollkommen kontraproduktiv.
Die großen Gefahren im Finanzsystem stammen sicher nicht aus Aktien, sondern aus strukturierten Derivaten. Diese stellten einen wesentlichen Brandherd bei der Finanzkrise dar. Das wesentliche Volumen handeln institutionelle Anleger.
Die Politik offenbart puren Aktionismus, da diese Produkte nicht besteuert werden sollten. Hier gilt es den Kleinanleger, der für sich und seine Familie vorsorgen möchte, nicht weiter zu melken.
Der Artikel Bundestagswahl – Was die Politik für Aktionäre tun kann ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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