Die Continental-Aktie (WKN: 543900) ist in den letzten Jahren tief gefallen. Vor zwei Jahren kostete eine Aktie noch zeitweise mehr als 250 Euro. Seitdem ging es einigermaßen kontinuierlich bergab, bis im März der Tiefpunkt knapp bei über 50 Euro erreicht war. Aktuell kostet die Aktie 90,42 Euro (Stand: 02.09.2020) und ist damit noch meilenweit von den Höchstständen entfernt.
Conti kämpft mit Problemen an jeder Ecke Denn Continental (DE:CONG) kämpft an mehreren Fronten mit Problemen. Auf der einen Seite wird man immer tiefer in den Skandal um manipulierte Dieselmotoren hineingezogen. Dazu kommt der Übergang zur Elektromobilität, der einen guten Teil des Geschäfts bedroht. Zu allem Überfluss hat die COVID-Pandemie das Geschäft der Autohersteller stark einbrechen lassen, was ein Zulieferer wie Continental sofort zu spüren bekommt.
Das hat dazu geführt, dass Continental in der ersten Jahreshälfte tief in die roten Zahlen gerutscht ist. Der Umsatz ist um 26 % auf 16,5 Mrd. Euro eingebrochen und hat damit einen Gewinn unmöglich gemacht. Unterm Strich blieb ein Verlust von 449 Mio. Euro oder 2,24 Euro je Aktie. Im Vorjahr lag der Gewinn noch bei 1 Mrd. Euro oder 5,30 Euro je Aktie.
Auch für das gesamte Geschäftsjahr 2019 stand bei Continental bereits ein Verlust in der Jahresbilanz. Der Verlust war aber größtenteils auf Abschreibungen zurückzuführen, die im Zusammenhang mit der Abspaltung des Powertrain-Geschäfts, also des Geschäfts mit den Motoren und Antriebssträngen, durchgeführt werden mussten.
Sparprogramm reicht nicht aus Angesichts der Durststrecke, die die Branche aber schon seit einiger Zeit durchläuft, hat Continental bereits im letzten Jahr ein Sparprogramm vorgestellt, das hohe Einsparungen bringen sollte. Insgesamt sollen ab 2023 jährlich 500 Mio. Euro eingespart werden. Darin enthalten war bereits ein umfangreicher Stellenabbau. Aufgrund der sich abzeichnenden Verschärfung der Probleme der gesamten Branche musste das Sparprogramm aber noch ausgeweitet werden. Ein Großteil der Autohersteller wird in diesem Jahr deutlich weniger Fahrzeuge ausliefern können, als ursprünglich geplant war. Deshalb haben fast alle Konzerne inzwischen Sparprogramme vorgestellt und geben den Druck an Zulieferer wie Continental weiter.
Daher hat Continental vor wenigen Tagen angekündigt, dass das Sparziel auf 1 Mrd. Euro jährlich erhöht wird. Davon werden insgesamt etwa 30.000 Stellen betroffen sein, die entweder innerhalb des Konzerns verlagert werden oder komplett entfallen. Die Umsetzung des Sparprogramms wird Continental noch einige Jahre beschäftigen. Bis 2025 soll 90 % des Programms umgesetzt werden. Das heißt aber auch, dass noch bis über das Jahr 2025 hinaus mit Belastungen aus diesem Programm zu rechnen ist. Voraussichtlich wird es also in jedem der kommenden Geschäftsjahre zu Restrukturierungskosten kommen.
Bis 2025 wird es nach Ansicht von Continental auch dauern, bis die Automobilindustrie ihr Maximum von 2017 wieder erreichen wird. Daher bereitet man sich auf eine lange Durststrecke vor.
Vitesco-Börsengang verschoben Ein Teil der Restrukturierung sollte die Abspaltung des Powertraingeschäfts sein, das unter dem Namen Vitesco an die Börse gebracht werden sollte. Die Abspaltung würde Continental von einem großen Sorgenkind befreien, in dem besonders große Veränderungen bevorstehen. Denn der Anteil der Elektrofahrzeuge wird in den kommenden Jahren voraussichtlich stark ansteigen und entsprechend wird sich das Geschäft für Vitesco dahin entwickeln. Der Börsengang musste aber aufgrund der schlechten Marktbedingungen vorerst verschoben werden.
All diese Probleme werden Continental in den nächsten Jahren beschäftigen, mit hohen Kosten belasten und damit voraussichtlich auch den Aktienkurs unter Druck setzen. Einziger Lichtblick ist, dass Continental trotz der miserablen Zahlen in diesem Jahr eine hohe Dividende von 3,00 Euro gezahlt hat.
Dennis Zeipert besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2020