Eine V-Formation an den Aktienmärkten ist ein Crash oder eine Korrektur mit anschließendem Turnaround. Dabei dient das V als eine Art Metapher: Zunächst für den Abverkauf und das Einbrechen, aber eben in der zweiten Hälfte für steigende Aktienkurse. Es ist quasi wie ein Dip im Markt, bei dem wir nach einer kurzen Unterbrechung wieder dort stehen, wo wir angefangen haben.
Allerdings sehen wir jetzt, wenn überhaupt, den Anfang einer V-Formation. Schließlich haben die Aktienmärkte korrigiert, wir befinden uns in einem Bärenmarkt. Die vergangenen Handelstage sind jedoch bereits positiver gewesen. Trotzdem sagt ein Analyst: Wir als Investoren sollten nicht auf eine schnelle Rückkehr zur den früheren Hochs hoffen.
Erst Crash, dann Turnaround? Nein, keine V-Formation! Konkret handelt es sich mit Michael Antonelli um einen Marktstrategen bei Baird, der diese Einschätzung gegenüber Yahoo Finance geäußert hat. Seiner Ansicht nach sollten Anleger nicht auf die V-Formation hoffen, was auf mehrere Gründe zurückzuführen sei.
Eine solche schnelle Erholung bräuchte zwei Dinge: Entweder ein Marktumfeld, das von stützenden niedrigen Zinsen geprägt ist. Im Moment erleben wir mit steigenden Zinsen jedoch das genaue Gegenteil, um die Inflation zu bekämpfen. Oder aber eine andere Art von fiskalischem Impuls, der die Aktienmärkte wieder in den Tritt bringt. In Kürze: Eine Stütze oder einen Anreiz, an beidem mangele es derzeit jedoch.
Deshalb sei eine V-Formation unwahrscheinlich, ebenso die schnelle Erholung. Für Antonelli sei außerdem die Historie ein Indikator dafür, worauf wir uns jetzt einlassen müssten. Bärenmärkte dauerten seiner Berechnung nach im Durchschnitt 338 Tage, bis wir das Tief erreichen. Mit der Erholung benötigten die Aktienmärkte wiederum rund 600 Tage, was ca. anderthalb Jahren entspräche. Das bedeute, dass es eine längere volatile Zeit gebe, durch die wir durchmüssten. Sowohl harte, fundamentale Daten als auch die Historie zeigen, dass nach dem Crash dieses Mal kein schneller Turnaround kommt.
Na, dann halt nicht! Eine V-Formation wird es vielleicht nicht. Na, dann eben nicht. Was zunächst patzig klingen mag, ist eigentlich gar nicht so gemeint. Foolishe Investoren wissen schließlich die Marktverhältnisse in jeder Phase zu würdigen. Eine längere Korrektur oder ein anhaltender Crash mit deutlich tieferen Kursen führt in der Quintessenz zu einem: noch einmal niedrigeren Kaufkursen.
Das ist ein Vorteil, auch wenn es sich eben nicht so anfühlt. Aber da wären wir erneut bei dem Thema, was positiv und was negativ an den Aktienmärkten ist: Steigende Kurse mögen sich richtiger oder besser anfühlen. Vergessen sollten wir in der jetzigen Marktphase jedoch nicht, dass beim Kaufen letztendlich die Million gemacht wird.
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