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Daimlers Gewinnmotor stottert vor radikalem Konzernumbau

Veröffentlicht am 26.07.2018, 17:04
© Reuters. Daimler CEO Zetsche gives a speech at the Daimler annual shareholder meeting in Berlin
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- von Ilona Wissenbach

Frankfurt (Reuters) - Kurz vor dem größten Konzernumbau seiner Geschichte bringen Zölle, Dieselkrise und andere Widrigkeiten Daimler (DE:DAIGn) gehörig ins Schlingern.

Wie der Stuttgarter Autobauer am Donnerstag mitteilte, brach der Betriebsgewinn im zweiten Quartal um fast ein Drittel auf 2,6 Milliarden Euro ein. "Der Gegenwind ist enorm", sagte Vorstandschef Dieter Zetsche. Auch im Gesamtjahr erwarten die Schwaben weniger Gewinn nach 14,7 Milliarden Euro vor Steuern 2017 - vor allem, weil es bei der Pkw-Tochter Mercedes-Benz hakt.

Anderthalb Jahre vor dem geplanten Amtsende hat der langjährige Unternehmenslenker Zetsche alle Hände voll zu tun, sein Erbe eines kraftstrotzenden Weltmarktführers zu bewahren. Nicht zuletzt, damit die Erfolgsfahrt in der Zukunft weiter gehen kann, gaben Vorstand und Aufsichtsrat am Donnerstag grünes Licht für einen aufwendigen, milliardenteuren Umbau mit dem Ziel, flexibler die Trends zu elektrifizierten, selbstfahrenden Autos und den Vormarsch von Fahrdiensten zu bewältigen.

Aktuell kommen bei Daimler gleich eine ganze Reihe von Belastungsfaktoren zusammen: Importzolländerungen in China, Lücken im Modellangebot, ungünstiger Wechselkurs, hohe Rechtskosten durch die Einigung im Streit mit der Bundesregierung über das Mautsystem Toll Collect und schließlich der Rückruf von 774.000 Diesel-Autos, der nicht nur Geld kostet, sondern auch das Image der Marke mit dem Stern ramponiert. Dennoch sei mangelnde Nachfrage nicht das Problem, sondern das stockende Angebot, erklärte Zetsche. Strengere Abgasmessungen, ein Brand bei einem US-Zulieferer und die akute Knappheit an Batteriezellen sowie Auslieferstopps für die vom Kraftfahrt-Bundesamt beanstandeten Diesel-Modelle führten dazu, dass Mercedes nicht alles liefern kann.

KEINE RABATTSCHLACHT UM DIE "KRONE"

Der Absatz soll deshalb 2018 auf Vorjahresniveau stagnieren. Damit wird der Vorsprung als Weltmarktführer von Premiumwagen vor den Rivalen BMW (DE:BMWG) und Audi wieder kleiner. Zetsche ist dennoch zuversichtlich, den ersten Platz verteidigen zu können. Gleichwohl werde er um die "Krone" nicht mit Rabatten kämpfen, sagte der 65-Jährige.

Über allem schwebte bis Mittwoch noch das Damoklesschwert hoher US-Importzölle auf Autos aus Europa. Das lange propagierte Ziel von US-Präsident Donald Trump, insbesondere Mercedes-Autos von den Straßen New Yorks zu verdrängen, ließ die Schwaben fest mit höheren schmerzlichen Handelshürden rechnen. Nach dem Besuch von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erklärte sich Trump nun bereit, keine Zölle mehr zu erhöhen, solange die USA mit der Europäischen Union über neue Handelsvereinbarungen verhandele.

Doch Zetsche traut dem Braten noch nicht. Wenn es so komme, sei es eine sehr erfreuliche Nachricht. Doch die Nachrichtenlage habe sich hier zuletzt häufig geändert, sodass dies noch nicht sicher sei. Wegen der schon bestehenden höheren Zölle etwa auf Stahl senkten so wie Daimler im Juni auch Fiat Chrysler (MI:FCHA) und General Motors (NYSE:GM) in dieser Woche ihre Jahresprognosen.

DREI SCHWESTERN UNTER EINEM DACH

© Reuters. Daimler CEO Zetsche gives a speech at the Daimler annual shareholder meeting in Berlin

Der letzte große Akt von Zetsches dann 13 Jahre langen Zeit auf dem Chefsessel bei Daimler ist eine Umorganisation. Die wird bis 2020 gut und gerne eine Milliarde Euro kosten, während gleichzeitig viele Milliarden für neue Technologien und Modelle aufgebracht werden müssen. Der Traditionskonzern soll nach dem Willen von Zetsche in die drei rechtlich selbständigen Einheiten Mercedes-Benz (Pkw und Vans), Truck (Lkw und Bus) und Mobility (Finanz- und Mobilitätsdienste) unter dem Dach einer Holding aufgeteilt werden.

"Mit der neuen Organisationsstruktur stellt sich Daimler für den rasanten Wandel der Mobilitätsbranche und die damit verbundenen strategischen Herausforderungen auf", sagte Aufsichtsratschef Manfred Bischoff. Insgesamt 136.000 Mitarbeitern in Deutschland sagte das Unternehmen eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2029 zu. Zudem stellte der Konzern bis 2024 Investitionen von 35 Milliarden Euro in die deutschen Standorte in Aussicht.

Daimler folgt damit dem Trend zur Aufspaltung großer Industriekonzerne. Auch Siemens (DE:SIEGn), Volkswagen (DE:VOWG) und der Zulieferer Continental (DE:CONG) verfolgen ähnliche Pläne. Anders als Conti plant Daimler aber keinen Verkauf von Geschäftsteilen. Konkurrent Volkswagen bereitet derzeit einen Börsengang seiner Lkw-Sparte vor.. Zu dem von vielen Analysten erhofften Börsengang des Daimler-Lkw-Geschäfts, mit dem Aktionäre zusätzliche Gewinnchancen hätten, wollte sich Zetsche nicht äußern. Auch zur Frage, wer künftig die Dachgesellschaft führt und ob er nach Bischoff Aufsichtsratschef wird, hielt er sich bedeckt. Der Umbauplan soll auf der Hauptversammlung im Mai 2019 abgesegnet werden. Bis dahin dürften auch feststehen, mit welchen Top-Managern Daimler in die Zukunft fährt.

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