Von Peter Nurse
Investing.com - Die europäischen Börsen entwickelten sich am Montag zu Beginn einer feiertagsbedingt verkürzten Handelswoche uneinheitlich. Im Mittelpunkt standen die französischen Präsidentschaftswahlen, die Verlangsamung des Wachstums in Großbritannien, die bevorstehende EZB-Sitzung sowie der anhaltende Ukraine-Konflikt.
Gegen 09.40 Uhr MEZ notierte der deutsche DAX 0,1 % niedriger, der britische FTSE 100 fiel um 0,3 %, während der französische CAC 40 um 0,7 % zulegte.
Der amtierende Präsident Emmanuel Macron gewann den ersten Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahlen am Sonntag und setzte sich damit gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen durch.
Macron wird nun in zwei Wochen in einer Neuauflage der Wahlen von 2017 in einer Stichwahl gegen Le Pen antreten. Umfragen sagen für den zweiten Wahlgang ein sehr knappes Ergebnis voraus, was zu einer gewissen Unsicherheit führt.
Ein Sieg von Le Pen könnte angesichts ihrer EU-feindlichen Haltung Schockwellen durch ganz Europa schicken, aber die Kursgewinne des CAC 40 am Montagmorgen deuten auf eine gewisse Erleichterung der Marktteilnehmer über Macrons haudünnen Vorsprung hin.
Zur positiven Stimmung am französischen Markt trug am Montag auch die Meldung bei, dass die Societe Generale (PA:SOGN) dem Verkauf ihrer Beteiligung an der Rosbank (MCX:ROSB) zugestimmt hat und damit eine mehr als 15-jährige Investition in den russischen Kreditgeber beendet. Die Aktien der französischen Bank schnellten als Reaktion auf die Meldung um 6 % in die Höhe.
Die Europäische Zentralbank kommt am Donnerstag, also am Tag vor dem europaweiten Feiertag am Freitag, zu ihrer jüngsten geldpolitischen Sitzung zusammen. Angesichts der rekordhohen Inflationsrate von 7,5 % in der Eurozone, die keine Anzeichen für einen Höhepunkt erkennen lässt, hoffen die Anleger auf Hinweise zur künftigen geldpolitischen Ausrichtung.
Die europäischen Währungshüter dürften angesichts der Ungewissheit über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Wirtschaft des Euroraums mit einer Straffung ihrer Geldpolitik noch zögern, doch werden die eher hawkischen Mitglieder des EZB-Rats in diesem Jahr weiterhin auf Zinsanhebungen pochen.
Ein Beleg für die drohende Konjunkturabschwächung in der Region kam aus dem Vereinigten Königreich, wo das BIP des Inselstaates im Vergleich zum Vormonat nur um 0,1 % anstieg, nach 0,8 % im Vormonat.
In der Ukraine geht der Krieg indes weiter: Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer wird am Montag in Moskau den russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen. Das ist das erste persönliche Treffen des russischen Staatschefs mit einem Amtskollegen aus der Europäischen Union, seit er Ende Februar den Einmarsch in die Ukraine angeordnet hat.
Die Ölpreise gaben am Montag nach und setzten damit ihre jüngste Preisschwäche fort. Lockdown-Maßnahmen in China aufgrund des sich verschlimmernden Corona-Ausbruchs belasten die Nachfrage des weltgrößten Rohölimporteurs.
Schanghai meldete am Sonntag über 26.000 neue Corona-Fälle, ein neuer Rekord. Daran wird deutlich, wie schwierig es für das Land ist, die Ausbreitung der hochinfektiösen Omikron-Variante trotz Abriegelung und wiederholter Massentests zu stoppen.
Da China an seiner COVID-Null-Strategie festhält, ist unklar, wann die Lockdowns aufgehoben werden und damit die Produktion in dieser wirtschaftlich wichtigen Region wieder voll anlaufen kann.
Gegen 09.40 Uhr MEZ büßte der US-Rohöl-Future 2,4 % auf 95,95 Dollar pro Barrel ein und der Brent-Kontrakt fiel 2,1 % auf 100,61 Dollar. Beide Referenzsorten verbilligten sich in der vergangenen Woche um mehr als 1 % und verzeichneten damit die zweite Verlustwoche in Folge.
Für den Gold-Future ging es um 0,1 % auf 1.944,30 Dollar nach unten. Der EUR/USD notierte 0,3 % höher auf 1,0905.