Von Peter Nurse
Investing.com - In Erwartung neuer Inflationsdaten aus der Eurozone, die Anlass zur Sorge über das Tempo und den Umfang bevorstehender EZB-Zinserhöhungen geben könnten, agierten die europäischen Börsenhändler am Dienstag zunächst mit Vorsicht und Zurückhaltung.
Bis 09.45 Uhr MEZ notierte der deutsche DAX 0,7% tiefer, der französische CAC 40 fiel um 0,9 %, während sich der britische FTSE 100 mit einem Plus von 0,2 % besser entwickelte.
Frankreichs Inflation hat im Mai stärker als erwartet angezogen. Aus den am Dienstag veröffentlichten Daten geht hervor, dass die Verbraucherpreise im Mai um 0,7 % gestiegen sind und damit im 12-Monatsvergleich mit 5,8 % so stark wie nie zuvor (5,4 % im April).
Gestern war bereits die Teuerung in Deutschland so hoch ausgefallen wie nie zuvor, auch die Preisdaten aus Spanien übertrafen die Schätzungen des Marktes.
Diese Datenpunkte kommen etwas mehr als eine Woche vor einer maßgeblichen Sitzung der Europäischen Zentralbank, auf der die Vertreter das Ende der groß angelegten Wertpapierkäufe ankündigen und ihre Pläne für eine erste Zinserhöhung im Juli seit mehr als einem Jahrzehnt bestätigen dürften.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde deutete letzte Woche einen Anstieg des Einlagensatzes der Zentralbank ab Juli an. Ein kräftiger Anstieg des Verbraucherpreisindex der Eurozone könnte die Argumente für eine größere Zinserhöhung untermauern.
Aus China gab es derweil erfreuliche Nachrichten. Der offizielle Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes stieg als Folge der Lockerung der COVID-19-Beschränkungen in den wichtigsten Produktionszentren im Mai auf 49,6 von 47,4 im April.
Im Bereich der Unternehmensnachrichten stand Unilever (LON:ULVR) im Rampenlicht, nachdem der Konsumgüterriese bekannt gegeben hatte, dass der in den USA ansässige aktivistische Investor Nelson Peltz zum nicht-geschäftsführenden Direktor ernannt wurde.
Der Anteilsschein des Unternehmens legte in Reaktion auf die Meldung um mehr als 7 % zu. Der Schritt markiert ein großes Zugeständnis an externe Aktionäre, die seit langem einen größeren Einfluss auf die Strategie des Unternehmens fordern, nachdem es jahrelang eine vergleichsweise schlechte Performance gezeigt hatte.
Auf der anderen Seite fielen die Aktien von SAS (ST:SAS) um fast 7 %. Die skandinavische Fluggesellschaft kündigte an, 9,5 Milliarden schwedische Kronen (967 Mio. USD) an neuen Barmitteln aufnehmen zu wollen und warnte vor Liquiditätsproblemen, falls dies nicht gelingen sollte.
Die Ölpreise konnten am Dienstag ihre Gewinne ausbauen und erreichten neue Zweimonatshochs. Auftrieb erhielt der ohnehin schon angespannte Rohölmarkt durch die Einigung der Europäischen Union auf eine deutliche Reduzierung der Ölimporte aus Russland.
Die EU hat sich am späten Montag grundsätzlich darauf geeinigt, die Ölimporte aus Russland bis Ende 2022 um 90 % zu reduzieren. Damit gelang es ihr, eine festgefahrene Situation mit Ungarn über die bisher härtesten Sanktionen der EU gegen Russland wegen dessen Einmarsch in der Ukraine zu lösen.
Gegen 09.45 Uhr MEZ notierte der US-Rohöl-Future 1,3 % höher bei 118,79 Dollar je Barrel. Für den Preis der Nordseesorte Brent ging es um 1,7 % auf 119,56 Dollar nach oben.
Der Gold-Future erhöhte sich um 0,1 % auf 1.857,60 Dollar je Feinunze. Der EUR/USD ging um 0,4 % auf 1,0739 Dollar zurück.