Von Peter Nurse
Investing.com - Die europäischen Börsen dürften am Freitag nach den jüngsten Zentralbankentscheidungen und vor den richtungsweisenden US-Arbeitsmarktdaten etwas tiefer eröffnen .
Gegen 08.05 Uhr MEZ notierte der DAX Future in Deutschland 0,1% im Minus, der CAC 40 Future in Frankreich blieb unverändert und der FTSE 100 Future in Großbritannien fiel um 0,3%.
Die Bank of England überraschte die Anleger am Donnerstag. Sie hatte ihren Leitzins konstant gehalten, nachdem die US-amerikanische Notenbank am Vortag angedeutet hatte, dass sie sich in Sachen Zinserhöhungen in Geduld üben und gleichzeitig mit dem Tapering der Asset-Käufe beginnen würde.
Anfang der Woche hatte EZB-Chefin Christine Lagarde den Erwartungen der Märkte auf eine Zinserhöhung eine klare Absage erteilt und erklärt, es sei sehr unwahrscheinlich, dass ein solcher Schritt im Jahr 2022 erfolgen werde.
Die Zentralbanker gehen bei der Normalisierung der Geldpolitik äußerst behutsam vor, um ihren Volkswirtschaften so viel Zeit wie möglich zu geben, sich von den Verwüstungen der Pandemie zu erholen.
Angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Coronavirus-Fälle in vielen Ländern der Region mit dem Wintereinbruch neue Rekordwerte erreicht, ist diese Vorsicht durchaus angebracht, insbesondere in Europa.
"Das derzeitige Covid-Übertragungs-Tempo in den 53 Ländern der Europäischen Region ist äußerst besorgniserregend", sagte der Leiter der regionalen Weltgesundheitsorganisation, Hans Kluge, am Donnerstag und ergänzte, dass es in der Region bis Februar 500.000 Covid-bedingte Todesfälle geben könnte.
Konjunkturseitig gehen die Blicke zunächst nach Deutschland, wo die Industrieproduktion im September um 1,1 % zurückging und damit die Hoffnungen auf einen Aufschwung nach dem revidierten Rückgang von 3,5 % im Vormonat enttäuschte. Die Einzelhandelsumsätze per Berichtsmonat September stehen ebenfalls in der Eurozone auf der Agenda, aber bei dem wichtigsten Datenpunkt handelt es sich um die US-Arbeitsmarktdaten, die um 13.30 Uhr MEZ veröffentlicht werden. Hier dürften neben der Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze auch Variablen wie das Lohnwachstum und die Erwerbsbeteiligung eine zentrale Rolle spielen.
Von Investing.com befragte Volkswirte erwarteten für Oktober einen Anstieg der Zahl der Beschäftigten um 450.000. Gegenüber dem Stellenplus um 194.000 im Vormonat - dem niedrigsten seit acht Monaten - wäre dies eine deutliche Verbesserung.
Die Rohölpreise legten am Freitag zu, nachdem die OPEC+ auf ihrem Treffen am Donnerstag beschlossen hatte, an ihrer Politik der schrittweisen Erhöhung des Ölangebots festzuhalten.
Die Organisation der erdölexportierenden Länder und ihre Verbündeten, zu denen auch Russland gehört, bestätigten eine monatliche Erhöhung der Fördermenge um 400.000 Barrel pro Tag und beugten sich damit nicht dem Druck von US-Präsident Joe Biden und anderen, die auf eine größere Produktionserhöhrung gedrängt hatten.
Gegen 08.05 Uhr MEZ notierte der US-Rohöl-Future 1,1 % höher bei 79,64 Dollar pro Barrel und der Brent-Kontrakt gewann 0,6 % auf 81,05 Dollar.
Trotz der Erholung am Freitag steuert die Nordseesorte Brent in dieser Woche auf ein Wochenminus von knapp 4 % zu - es wäre der zweite Rückgang in Folge. Dem US-Ölpreis droht in dieser Woche ein Einbruch von fast 5 %.
Für den Gold-Future ging es um 0,3 % auf 1.798,65 Dollar je Unze nach oben und der EUR/USD gewann 0,1 % auf 1,1560 Dollar.