Von Peter Nurse
Investing.com - Die europäischen Aktienmärkte dürften am Mittwoch mit deutlichen Kursabschlägen in den Handel starten und damit den globalen Trend zu fallenden Kursen aufgrund von Zins-, Inflations- und Energiesorgen fortsetzen.
Bis 8.00 Uhr MEZ gab der deutsche DAX-Future um 1 % nach, der französische CAC 40-Future fiel um 0,5 % und der britische FTSE 100-Future verlor 0,6 %.
Nach dem negativen Verlauf an der Wall Street am Vortag folgen die europäischen Aktienmärkte den schwachen Vorgaben aus Asien. Der US-Leitindex S&P 500-Index fiel gestern auf den tiefsten Stand in diesem Jahr und erlebte damit den sechsten Rückgang in Folge - die längste Verlustserie seit Februar 2020.
Sorgen bereitet den Anlegern, dass eine aggressive geldpolitische Straffung zur Bekämpfung der galoppierenden Inflation einen Großteil der Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen könnte. Solche Befürchtungen wurden durch eine immer aggressivere Rhetorik von Vertretern der Federal Reserve noch zusätzlich befeuert.
Auch die Europäische Zentralbank hat mittlerweile mehrere Zinserhöhungen zur Eindämmung der historisch hohen Inflation vorgenommen und das, obwohl sich die Region durch die russische Invasion in der Ukraine in einer Energiekrise historischen Ausmaßes befindet und das Wachstum nachlässt.
Die einflussreiche US-Investmentbank Goldman Sachs erwartet, dass die EZB auf ihren Sitzungen im Oktober und Dezember die Leitzinsen um 75 Basispunkte anheben wird. Auf den letzten beiden Sitzungen wurden die Kreditkosten bereits um 125 Basispunkte erhöht.
Konjunkturseitig gehen in Deutschland allmählich die Lichter aus. Der zukunftsbezogene GfK-Konsumklimaindex ist im Oktober mit -42,5 auf ein neues Rekordtief gefallen. Der revidierte Vormonatswert lag bei -36,8.
Zu den Sorgen in der Region gesellte sich am Dienstagabend die Meldung, dass der russische Gasmonopolist Gazprom (MCX:GAZP) den Betreiber des ukrainischen Gastransits, Naftogaz Ukrainy, möglicherweise auf die Liste der von Russland sanktionierten Unternehmen setzt.
Auf diese Weise müsste Russland nicht länger die üblichen Transitgebühren an die Ukraine entrichten. Dies würde wiederum den Weg für die Einstellung der physischen Lieferungen ebnen, wodurch fast alle verbleibenden Gaslieferungen in die EU zum Erliegen kämen.
Russlands Energiekonflikt mit Europa war bereits am Dienstag eskaliert, nachdem die Nord Stream-Pipelines, die Erdgas von Russland über die Ostsee nach Europa bringen, bei einem mutmaßlichen Sabotageakt beschädigt wurden.
Die Ölpreise gaben am Mittwoch deutlich nach. Der Anstieg der US-amerikanischen Rohölvorräte und die weitere Stärke des US-Dollars überwogen mögliche Lieferunterbrechungen durch den Hurrikan Ian.
Den am Dienstagabend veröffentlichten Daten des American Petroleum Institute zufolge sind die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche mit einem Anstieg um 4 Millionen Barrel weitaus stärker gestiegen als erwartet. Dies nährt die Sorge vor einer nachlassenden Nachfrage beim größten Verbraucher der Welt.
Im weiteren Sitzungsverlauf blicken die Händler gespannt auf die offiziellen Lagerdaten der Energy Information Administration.
Ein weiterer Belastungsfaktor war der Dollar, der am Mittwoch ein neues Mehrjahreshoch erreichte. Das macht in Dollar gehandeltes Rohöl für ausländische Käufer teurer.
Hurrikan Ian ist am Dienstag in den Golf von Mexiko eingedrungen und soll sich in den kommenden Tagen zu einem gefährlichen Sturm der Kategorie 4 entwickeln.
Nach Angaben der Offshore-Regulierungsbehörde Bureau of Safety and Environmental Enforcement wurden aufgrund entsprechender Vorbereitungsmaßnahmen rund 190.000 Barrel Öl pro Tag oder 11 % der gesamten Ölproduktion im Golf von Mexiko stillgelegt.
Bis 8.00 Uhr MEZ wurde der US-Rohöl-Future 1,4 % niedriger bei 77,37 Dollar pro Barrel gehandelt, während der Brent-Kontrakt 1,4 % auf 83,69 Dollar fiel.
Für den Gold-Future ging es um 0,4 % auf 1.629,95 Dollar je Unze nach unten und der EUR/USD gab um 0,4 % auf 0,9557 nach.