Frankfurt, 14. Jan (Reuters) - Die deutsche Biotechbranche hofft dank des Erfolgs der Mainzer Firma BioNTech BNTX.O bei der Corona-Impfstoffentwicklung auf wachsendes Interesse von Investoren. "Die Pandemie hat jetzt eine disruptive Änderung gebracht", sagte die Geschäftsführerin von Bio Deutschland, Viola Bronsema, am Donnerstag bei der Vorstellung der jährlichen Trendumfrage des Branchenverbands. Die Sichtbarkeit und Wertschätzung der Branche habe sich durch die Corona-Krise deutlich erhöht. Deutschland brauche aber mehr Investoren wie den SAP-Gründer Dietmar Hopp und die Strüngmann-Brüder, die Firmen wie den Tübinger Impfstoff-Entwickler CureVac CVAC.O und Biontech und mit Millionen unterstützt haben, als diese noch keiner breiten Öffentlichkeit bekannt waren.
Noch sei es hierzulande immer noch schwierig, Biotechunternehmen finanziell mit dem nötigen Kapital so aufzustellen, dass diese selbst klinische Studien mit ihren Medikamenten finanzieren und Produktionskapazitäten aufbauen könnten, gab Bio-Deutschland-Chef Oliver Schacht zu bedenken. Bei Unternehmen, die entsprechend gut finanziert seien, seien komplette Produktentwicklungen auch in Deutschland erfolgreich möglich. "Curevac und Biontech wären nie in der Lage gewesen so weit zu kommen, wenn sie nicht schon vorher kritische Masse gehabt hätten."
In Sachen Finanzierung sei 2020 ein "absolutes Rekordjahr" für die Branche gewesen mit einer Summe von mehr als drei Milliarden Euro (2019: 858 Millionen Euro). Die Hälfte dieser Rekordsumme ging allerdings an die beiden Impfstoffentwickler Biontech und Curevac. "Wir müssen jetzt weiter an Rahmenbedingungen arbeiten, die mehr forschenden Unternehmen ermöglichen, große Finanzierungsrunden zu realisieren", forderte Schacht. Nur so können wichtige Innovationen wie Impfstoffe, Krebstherapien oder nachhaltige Produkte für unsere Gesellschaft zur Verfügung gestellt werden." Nötig seien vor allem bessere Rahmenbedingungen für Eigenkapital-Investitionen.
(Reporterin: Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 030 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) 030 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)