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Deutsche Lufthansa: Kann sich der Kranich aus der Krise stemmen?

Veröffentlicht am 23.04.2021, 08:18
Deutsche Lufthansa: Kann sich der Kranich aus der Krise stemmen?
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Schnäppchen am Aktienmarkt sind aktuell Mangelware. Die Mehrzahl der Unternehmen mit markantem Kursdefizit ist aus gutem Grund im Hintertreffen. Dazu zählt aus meiner Sicht insbesondere auch die Deutsche Lufthansa (DE:LHAG) (WKN: 823212).

Sie tut sich schwer, ihr Geschäftsmodell den Corona-Gegebenheiten anzupassen und durch harte Einschnitte ihre Ausgangslage zu verbessern. Zudem trägt sie eine enorme Schuldenlast, einzig die staatliche Finanzspritze hält sie trotz massivem Geldabfluss am Leben.

Im Frühjahr 2020 verlor die Aktie rund 50%. Heute notiert sie wieder bei 10,23 Euro (Stand: 20. April 2021).

Die neue Business-Class bringt keine Rettung

Für das Jahr 2022 lanciert das Management um CEO Carsten Spohr in verschiedenen Flugzeugtypen ihre neue Business-Class, an der sie seit Jahren tüftelt.

Meines Erachtens wird diese Taktik nicht aufgehen. Schließlich ist kaum damit zu rechnen, dass sich das Segment der Geschäftsreisen mittelfristig auf Vorkrisenniveau erholen wird.

Hinzu kommt, dass Lufthansa als Netzwerkairline stärker als Konkurrenten wie EasyJet (WKN: A1JTC1) oder Ryanair (IR:RYA) (WKN: A1401Z) von der Pandemiesituation in anderen Ländern abhängig ist.

Auch Condor wird bei der Stange gehalten Noch ein weiteres Jahr soll der Vertrag zwischen Lufthansa und Condor über Zubringerflüge Bestand haben. Das sogenannte „Special Prorate Agreement“ ermöglicht Condor, Kunden mit einer Buchung einen Umsteigeflug der Lufthansa zum Abflugort ihrer Langstreckenflüge anzubieten. Die Lufthansa hatte den Vertrag ursprünglich Ende 2020 zum 1. Juni 2021 gekündigt.

Doch Condor, ebenfalls mit Staatshilfen gestützt, wehrte sich mit Beschwerden und Klagen beim Bundeskartellamt sowie beim EU-Gericht in Luxemburg. Das Kartellamt hatte nach vorläufiger Prüfung Condors Position geteilt. Auch die EU-Kommission hatte Druck gemacht, damit die Lufthansa dem kleineren Konkurrenten nicht das Geschäft erschwert.

Lufthansa mangelt es an Bereitschaft zur Restrukturierung

Der damalige Lufthansa-Großaktionär Heinz-Hermann Thiele hatte bereits Mitte 2020 deutlich härtere Einschnitte gefordert und die Tochtergesellschaften LSG Group sowie Lufthansa Technik als mögliche Verkaufsobjekte zur Diskussion gestellt. Bislang abgestoßen hat der Konzern einzig das Europageschäft von LSG Group – allerdings schon einige Tage vor Ausbruch der Pandemie im Dezember 2019.

Die Deutsche Lufthansa befindet sich an einem Scheideweg. Sollte sie ihren Kurs nicht radikal ändern, braucht sie noch einen sehr langen Atem.

Sicherlich hat auch die Rettungsmission der Bundesregierung für Mutlosigkeit gesorgt. Wichtige zukunftsweisende Entscheidungen konnten dank der 9 Mrd. Euro schweren Aktion auf die lange Bank geschoben werden.

Lufthansa bittet Aktionäre um frisches Kapital

Für die kommenden Krisenmonate sollen nun Investoren einspringen. Lufthansa will sich von ihren Aktionären eine mögliche Kapitalerhöhung über bis zu 5,5 Mrd. Euro genehmigen lassen. Bei der virtuellen Hauptversammlung am 4. Mai soll auf diese Weise Kapital für einen Zeitraum von fünf Jahren geschaffen werden.

Lufthansa wurstelt weiter Dank der Staatshilfen hockt der Kranich noch auf ausreichend Cash für die kommenden Monate. Das Umlaufvermögen deckt 68 % der kurzfristigen Verbindlichkeiten. Diese Kennzahl war auch vor der Krise nicht wirklich besser. Der Verschuldungsgrad ist jedoch in die Höhe geschnellt. Mittlerweile entsprechen die Gesamtschulden rund 910 % des Eigenkapitals.

Das Kapital der Aktionäre wurde in den letzten Monaten deutlich verwässert. 62 Mio. neue Aktien wurden im Jahr 2020 emittiert.

Der Free Cashflow ist nach mühsamer Aufbauarbeit wieder deutlich im roten Bereich.

Wer zocken will, bitte woanders

Es gibt am Aktienmarkt sicherlich die eine oder andere attraktive Wette auf die Wiedereröffnungsstrategien in Nordamerika und Asien. Doch bei der Deutschen Lufthansa sehe ich beim besten Willen keine Investmentgelegenheit.

In der Krise fehlt dem Management der nötige Mut zum Aufbruch. Statt innovative Ideen zu beratschlagen, verlässt man sich auf Finanzspritzen von Steuerzahlern und Anlegern.

Meinem Investorengemüt zumindest läuft eine solche Kultur zuwider.

Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2021

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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