San Francisco (Reuters) - Der US-Unterhaltungsriese Walt Disney (NYSE:DIS) geht im schnell wachsenden Streaming-Markt eigene Wege und beendet die Partnerschaft mit Netflix.
Von 2019 an werden neue Disney-Filme den Zuschauern in den USA direkt über einen eigenen Streaming-Dienst angeboten, wie das Unternehmen am Dienstag nach Börsenschluss ankündigte. Der Sportsender ESPN will bereits ab dem kommenden Jahr seine Sendungen auch über Internet verbreiten.
Immer mehr Zuschauer kündigen teure TV-Abos, weil viele Filme und Sendungen über Streaming-Dienste wie Netflix und Amazon (NASDAQ:AMZN) Video online verfügbar sind. Das schlägt sich auch in sinkenden Abonenntenzahlen bei ESPN nieder. Der Sportsender ist eine der wichtigsten Einnahmequellen des Disney-Konzerns, dessen Gewinn im jüngsten Quartal fiel. Künftig soll der neue ESPN-Dienst zusätzlich zum Angebot der ESPN-TV-Kanäle jährlich rund 10.000 Sportereignisse über das Internet zeigen. Der Schwerpunkt liege dabei auf Baseball, Eishockey und Fußball.
Durch den direkten Draht zum Konsumenten verspricht sich Disney-Chef Bob Iger langfristig höhere Gewinne. Die Streaming-Dienste sicherten Disney wieder eine "viel stärkere Kontrolle über das eigene Schicksal in einem sich rasant ändernden Markt", sagte Iger.
Anleger und Analysten sind allerdings skeptisch. Der Streaming-Markt ist bereits heiß umkämpft, zudem fallen hohe Investitionen an. Um das neue Angebot technisch zu schultern, stockt Disney seinen Minderheitsanteil am Video-Streaming-Unternehmen Bamtech für 1,58 Milliarden Dollar um weitere 42 Prozent auf.
KONKURRENZ DURCH NETFLIX & CO DRÜCKT DISNEY-GEWINN
Mit dem Ende des Netflix-Deals wird Disney Filme wie "Toy Story 4" und "Frozen 2" nun, nach dem Start im Kino, selbst den Zuschauern anbieten können. Dagegen sei noch nicht entschieden worden, wie Filme des Disney-Studios Marvel und des "Star Wars"-Produzenten Lucasfilm nach 2018 vermarktet werden sollen, sagte Iger.
Netflix-Abonnenten müssen aber von 2019 an nicht völlig auf Disney-Filme verzichten, betonte der Streaming-Anbieter. Netflix werde weiter weltweit Geschäfte mit Disney machen. Unter anderem würden die Shows von Marvel-TV weiter exklusiv zu sehen sein. Netflix-Aktien fielen im nachbörslichen Handel um drei Prozent. Disney-Papiere gaben um 3,8 Prozent nach.
Die wachsende Konkurrenz durch Netflix & Co spiegelt sich auch in den Zahlen von Disney wider. Im abgelaufenen Quartal fiel der Gewinn wegen der rückläufige Abonnentenzahlen bei ESPN und höhere Produktionskosten um neun Prozent auf 2,37 Milliarden Dollar. Der Umsatz verringerte sich leicht auf 14,24 Milliarden Dollar.