Viel Zeit hast du nicht. AstraZeneca (LON:AZN) (WKN: 886455) zahlt seinen Aktionären am 13. September die zweite Hälfte der Jahresdividende aus. Und noch wichtiger: Heute, am 12. August, ist bereits der Ex-Dividenden-Tag. Das heißt, jeder, der heute mindestens eine Aktie des Pharma-Unternehmens hält, bekommt die Dividende.
Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Und nur um einer Dividende willen sollten wir niemals eine Aktie kaufen. Schauen wir uns also einmal das Unternehmen genauer an.
AstraZeneca surft auf der Corona-Welle Auch wenn der Impfstoff der Briten unter Akzeptanzproblemen leidet, stieg der Umsatz des Konzerns mit Beginn der Pandemie deutlich an. Lag er zum 31. Dezember 2019 noch bei 24 Mrd. US-Dollar, erwirtschaftete AstraZeneca zum 30. Juni 2021 mehr als 29 Mrd. US-Dollar – stets in den jeweils vorangegangenen zwölf Monaten. Das bedeutet ein ordentliches Plus beim Jahresumsatz von rund 21 %. Die Gewinnmarge lag zuletzt bei 12,8 %.
Die Bilanz ist nicht wirklich stabil Das Umlaufvermögen übersteigt die kurzfristigen Verbindlichkeiten um gut 23 %. Der Verschuldungsgrad, also das Verhältnis zwischen Schulden und Eigenkapital, ist jedoch mit 186 % viel zu hoch.
Genau darunter leidet auch die Bewertung der Kapitalallokation.
Was heißt das?
Wir Fools schauen stets genau auf das Management. Und dabei interessiert uns vor allem, wie es mit dem Kapital der Aktionäre, also dem sogenannten Eigenkapital, umgeht. Die Frage dabei lautet: Wie viel Cent Gewinn erwirtschaftet das Unternehmen mit jedem Euro Eigenkapital.
Dabei hilft uns die sogenannte Eigenkapitalrendite Diese Kennzahl ergibt sich aus dem Verhältnis von Gewinn und Eigenkapital und wird üblicherweise in Prozent angegeben.
Im Fall von AstraZeneca liegt die Eigenkapitalrendite bei 24 %. Wow, das ist auf den ersten Blick ein wirklich hoher Wert. Aber ganz so rosig sieht es dann doch nicht aus, wenn wir uns an den Schuldenstand des Unternehmens erinnern.
Denn eine hohe Eigenkapitalrendite ist wenig wert, wenn die Fremdkapitalquote so hoch ist wie bei AstraZeneca. Dann nämlich wird der Gewinn nicht mit Eigenkapital, sondern mit Schulden erwirtschaftet. Uns Anleger interessiert jedoch nicht, wie das Management mit Schulden umgeht – das interessiert die Banker.
Uns interessiert, wie das Management mit unserem Geld umgeht. Und dieses Geld ist aus Sicht des Unternehmens das Eigenkapital. Wir wollen schließlich, dass sich unser Geld vermehrt.
Kommen wir zurück zur Dividende Die Dividendenrendite von AstraZeneca ist mit aktuell 2,47 % ganz ordentlich. Doch in Großbritannien wie auch im Sektor der Pharma-Industrie finden wir bessere Alternativen. Die durchschnittliche Dividendenrendite bei Pharma-Titeln liegt etwa bei 3,5 %.
Trotz der zuletzt guten Geschäfte hat AstraZeneca die Dividende seit Februar 2012 nicht mehr angehoben. Jedoch gab es auch keine Aussetzer. Die Aktionäre konnten sich bislang auf die Ausschüttung verlassen.
Aber angesichts der hohen Ausschüttungsquote von 97 % könnte sich das bald ändern. AstraZeneca zahlt von jedem Euro Gewinn 97 Cent als Dividende an die Aktionäre. Das ist sehr viel. Gerade im aktuellen Wettlauf um Impfstoffe sollten doch mindestens 50 Cent in die Forschung fließen, finde ich.
AstraZeneca steht auf keinem festen Fundament Finanzielle Stärke erkenne ich nicht. Darüber kann auch der Boom durch die Corona-Krise nicht hinwegtäuschen. Die Bilanz benötigt ein gutes Schuldenmanagement. Und die Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 39,5 sehr hoch bewertet.
Wer heute lediglich einsteigt, um eine Dividende abzusahnen, dem sei es gegönnt. Ich jedenfalls sehe in AstraZeneca kein langfristig starkes Investment und halte mich zurück.
Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021