Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. So oder so ähnlich lautet ein altes Sprichwort, das mir, gerade wenn es um die Börse geht, immer wieder einmal in den Sinn kommt. Und seien wir einmal ehrlich. Wer hatte letztes Jahr im März nicht schon mächtig die Angst im Nacken sitzen, als die Kurse aufgrund der Coronakrise mit hoher Geschwindigkeit in die Tiefe rauschten.
Ich wage zu behaupten, dass damals wohl kaum jemand davon ausgegangen ist, schon kurz danach gleich wieder steil emporkletternde Aktienindizes zu erleben. Aber genau das ist passiert. Auch unser DAX konnte sich dieser positiven Stimmung nicht entziehen. Er eilte von einem Rekord zum nächsten und hat gerade aktuell mit 15.717,90 Punkten (07.06.2021) einen neuen absoluten Höchststand markiert.
Viele Investoren befürchten mittlerweile, dass sich die Märkte etwas überhitzt haben, und werden zunehmend vorsichtiger. Und es stellt sich natürlich durchaus die Frage, wie lange die derzeitige Börsenrallye noch anhalten kann? Könnte uns eventuell sogar ein handfester Crash ins Haus stehen?
Weiterhin gute Börsenstimmung Um herauszufinden, ob die Zeit für einen erneuten Börsencrash bereits gekommen ist, sollten wir uns damit beschäftigen, was die Kurse derzeit eigentlich antreibt. Denn an der Börse wird ja bekanntlich immer die Zukunft gehandelt. Und hier sieht es wohl auf den ersten Blick entsprechend gut aus. In Sachen Coronapandemie gibt es einen deutlichen Hoffnungsschimmer, sodass weltweit viele Unternehmen jetzt wieder so richtig durchstarten wollen.
Nicht wenige Konzerne haben deshalb ihre Prognosen für das laufende Jahr bereits nach oben korrigiert. Das kommt bei den Marktteilnehmern natürlich entsprechend gut an. Und da weltweit die Anzahl der Menschen, die bereits gegen COVID-19 geimpft sind, auch immer schneller ansteigt, könnte dies natürlich durchaus zu einem entsprechend positiven Szenario führen. Hier treiben die Notierungen meiner Meinung nach die Hoffnung auf so etwas wie die Rückkehr zur Normalität nach oben.
Zum anderen ist weiterhin eine Menge Liquidität im Markt. Das ist nicht allzu verwunderlich, da es leider an den internationalen Finanzmärkten an Alternativen für eine attraktive Geldanlage fehlt. Auch dies spült meines Erachtens natürlich reichlich Kapital in die Aktienmärkte. Und solange das so bleibt, könnte einer Fortführung der aktuellen Börsenrallye wenig im Weg stehen.
Trotzdem ist Vorsicht geboten Man sollte aber jetzt natürlich auch nicht zu unbedarft an diese Angelegenheit herangehen. Denn es gibt durchaus auch Warnsignale. Zum Beispiel aus den USA. Dort haben die Aktien mittlerweile fast schon wieder eine Bewertung wie um die Jahrtausendwende erreicht. Bereits im Februar dieses Jahres lag das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) für den S&P 500 bei 40. Zum Vergleich: In den letzten 100 Jahren wies das durchschnittliche KGV des S&P 500 gerade einmal den Wert von 16 auf.
Es sieht also danach aus, als wenn hier schon recht viele Vorschusslorbeeren in den Kursen eingepreist wären. Weiterhin werden mittlerweile auch sehr viele Aktienkäufe mit Krediten finanziert. Hier könnten zum Beispiel Zinsanhebungen der Notenbanken eine deutliche Gefahr darstellen. Bei etwaigen Turbulenzen könnten die Ampeln also ganz schnell von Grün auf Rot springen.
Aber wie wir letztes Jahr gesehen haben, marschiert die Börse nicht immer in die Richtung, die wir von ihr erwarten. Und so kann man eben nicht mit Sicherheit sagen, ob wir bei unserem DAX die nächsten Wochen noch weitere Höchststände sehen werden, oder ob die derzeitige Börsenrallye demnächst erst einmal zu ihrem vorläufigen Ende kommen wird.
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