Fühlst du dich seit ein paar Tagen auch wie in einem Déjà-vu? Die Fed hat die Zinsen zum vierten Mal in diesem Jahr um 0,75 % erhöht. Wenn wir dann noch die heftigen Verkäufe bei einigen namhaften Technologieaktien hinzunehmen, könnte sich der eine oder andere vielleicht sogar an die Dotcom-Pleite vor bald 20 Jahren erinnern.
Die Zinserhöhung der US-Zentralbank kam zwar nicht überraschend, aber die begleitenden Kommentare der Analysten und Banken danach erhöhten die Volatilität deutlich. Insbesondere in den zinssensiblen Branchen wie der Technologie-, Kommunikations- und zyklischen Konsumgüterindustrie nahmen viele Investoren Geld vom Tisch. Energie-, Industrie- und Finanzwerte schnitten dagegen etwas besser ab, da die jüngsten Arbeitsmarktdaten darauf hindeuteten, dass die Wirtschaft weiterhin stark ist.
Ein Thema steht wie kaum ein zweites im Fokus der Märkte: Viele große und kleine Tech-Aktien (NYSE:XLK) kamen in den letzten Monaten unter den Hammer und viele Anleger fragen sich, ob sich die Dotcom-Pleite der frühen 2000er-Jahre wiederholt. Hier gibt es eine Menge zu klären, also lass’ uns eintauchen!
Erleben wir 2023 einen neuen Dotcom-Crash?
Es stimmt: Die Entwicklung der Tech-Aktien in den letzten Jahren weist deutliche Parallelen zur Dotcom-Blase und -Pleite vor 22 Jahren auf.Der Grund dafür: In den fünf Jahren bis März 2000 stieg der Nasdaq Composite Index um 489 %, dann fiel er innerhalb von 18 Monaten um 75 %. Zum Vergleich: In den fünf Jahren bis November 2021 stieg derselbe Index um 205 % und fiel seitdem sogar um 35 %. Die Zahlen sind zwar nicht ganz so groß, aber dafür sind die heutigen Indexschwergewichte reifere und profitablere Unternehmen als die Schwergewichte von damals.
Befanden sich die Tech-Aktien Ende 2021 in einer Blase?
Das hängt davon ab, wen du fragst, aber die meisten bejahen diese Aussage. Mit Blick auf die aktuelle Situation sollten wir aber zwei Gruppen von Unternehmen betrachten: großkapitalisierte Technologiewerte und kleinere, wachstumsstarke Aktien.Der breitere Tech-Sektor, der von Large-Cap-Aktien dominiert wird, wurde bis weit in die Jahre 2020 und 2021 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 40 bis 45 gehandelt. Das ist zwar im Vergleich zu den historischen Kursmultiplikatoren für den S&P 500-Index hoch, aber angesichts des starken Gewinnwachstums, das die größten Unternehmen im Index zu dieser Zeit erzielten, nicht völlig unrealistisch. Diese Indizes erreichten im November letzten Jahres ihren Höchststand und sind seitdem gefallen.
Bei den Aktien kleinerer, schnell wachsender Unternehmen sieht es ganz anders aus. Viele dieser Aktien erreichten ihren Höchststand bereits vor mehr als 18 Monaten. Sie wurden mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 30 oder mehr gehandelt, was ich angesichts der damaligen Risikoaussichten als spekulative Blase bezeichne.
Die steigenden Zinssätze beendeten diese Party, aber die Bewertungen waren teilweise von Anfang an unhaltbar. Damit ein Unternehmen, das mit dem 30-Fachen seines Umsatzes gehandelt wird, eine Rendite erzielen kann, muss es seinen Umsatz über einen sehr langen Zeitraum hinweg profitabel und mit hoher Rate steigern. Das ist nicht unmöglich, aber nur wenige schaffen das, geschweige denn eine ganze Gruppe von Aktien.
Wir können also mit Fug und Recht behaupten, dass sich diese Hyperwachstumsaktien in einer Blase befanden und ihre Bewertungen jetzt auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Die größeren Unternehmen stehen vor sinkenden Gewinnen und die Bewertungen werden durch steigende Zinsen und niedrigere Gewinnprognosen gedrückt.
Was sollten wir daraus mitnehmen?
Ich achte jetzt ganz besonders auf die Unternehmenspolitik. Denn was ein Unternehmen während eines Abschwungs tut, kann Aufschluss darüber geben, wie es sich in Zukunft entwickeln könnte. Unternehmen, die weiter investieren, sind oft diejenigen, die wir im Auge behalten sollten.Der Artikel Erleben wir 2023 einen neuen Dotcom-Crash? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Motley Fool Deutschland 2022