ETFs zur Altersvorsorge: sinnvoll oder gefährlich? Immer mal wieder lese ich solche Schlagzeilen mit Ausschlägen mal nach links oder rechts. Für gewöhnlich gilt: Die Wahrheit befindet sich irgendwo in der Mitte.
Grundsätzlich gilt dabei, dass es natürlich Risiken gibt. Insbesondere kurzfristig können auch ETFs starke, teilweise deutlich zweistellige Schwankungen erleiden. Egal ob thematische Konstrukte oder auch Indexfonds, das Risiko einer marktbreiten Schwächeperiode darf niemals ausgeblendet werden. Im Gegensatz dazu nahm die Wahrscheinlichkeit für eine positive Rendite jedoch zu, je länger man die ETFs hielt. Ab zwei Jahrzehnten und mit Blick auf den S&P 500 ist die Wahrscheinlichkeit historisch gesehen jedenfalls 0 % gewesen. Ein ziemlich solider Indikator auch für die Zukunft.
Jetzt gibt es jedoch erneut einen Kommentar, der im Fazit davon spricht: ETFs könnten Zocken für diejenigen sein, die es sich leisten können. Anlass genug, wieder einmal skeptisch und Foolish die Nase zu rümpfen.
ETFs: Zocken für den Ruhestand? Zugegebenermaßen ist der Kommentar eindeutig differenzierter, was sehr positiv ist. Das Medium, das den besagten Kommentar veröffentlichte ist, lässt jedoch ein gewisses Maß an Skepsis zu. Es handelt sich schließlich um den Versicherungsboten. Der Name lässt schon vermuten, dass es sich hierbei um einen branchennahen Dienst handelt, der eher auf Versicherungen und andere Vermögensleistungen setzt. Ein Markt, dem ETFs seit geraumer Zeit das Leben schwerer machen.
Der Anlass für die Argumentation ist jedoch teilweise gerechtfertigt, wie gesagt. So hat augenscheinlich eine Verbraucherschützerin empfohlen, dass Verbraucher im Allgemeinen für den Ruhestand auf ETFs setzen sollen. Per se und langfristig orientiert ist daran wenig verkehrt. Allerdings: Das Verschweigen, dass Passivfonds nicht gleich Indexfonds sind, könnte für Nichtkenner ein Problem sein. Oder möglicherweise ein teurer Fehler, wenn sich der Mix nicht auszahlt und eben keine marktbreite Diversifikation und Allokation mitbringt.
Der Kommentar beißt sich allerdings in den eigenen Schwanz, indem ebenfalls sehr allgemein Asset-Klassen in einen Topf geworfen werden. So heißt es:
Sie sollten ihre Funktion als Verbraucherschützerin ernst nehmen und aufhören, so einen Quatsch unter die Leute zu bringen! Anlageformen, die spekulativ sind und zum Totalverlust führen können, gehören nicht in die Altersvorsorge. Dort ist alles Ersparte wichtig und es darf nichts schiefgehen. „Zocken“ können diejenigen, die den Verlust des Geldes auch verschmerzen können.Ein bissiger Kommentar, der, wie ich schätze, auch Aktien in diesen Topf der vermeintlichen Zockerei wirft. Kurzfristig mag das richtig sein. Langfristig und über Jahre und Jahrzehnte hinweg bieten Aktien und ETFs auf Aktienbasis jedoch das höchste Renditepotenzial. Und mithilfe von Sparplänen und einem marktbreiten Ansatz ein geringes Risiko. Da hätte jemand wohl ebenfalls selbst besser recherchieren sollen. Oder sich deutlicher ausdrücken.
Für Rente & Ruhestand: In vielen Fällen unproblematisch ETFs und passive Indexfonds sind daher für den Ruhestand in vielen Fällen unproblematisch. Wichtig ist jedoch, dass man einige Dinge beachtet: Nämlich einen möglichst langfristigen Ansatz. Eine marktbreite Diversifikation und idealerweise das Streuen der eigenen Investitionszeitpunkte. Insbesondere, wenn man wenig fachkundig ist.
Wenn man sich dann noch mit den marktbreiten Risiken auseinandersetzt und Korrekturen und Crashs richtig einschätzen kann, bin ich eher aufseiten der Verbraucherschützerin: Immer her mit ETFs und einer über Jahre und Jahrzehnte hinweg maximalen Rendite für den eigenen Ruhestand.
Der Artikel ETFs zur Altersvorsorge? „Zocken“ für diejenigen, die sich den Verlust leisten können? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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