Mehrere Europaabgeordnete fordern die EU-Kommission auf, die Marktlage im Onlinehandel unter die Lupe zu nehmen. Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager solle sich dem Thema widmen, "im Interesse des Verbraucherschutzes und eines fairen, kundenorientierten Wettbewerbs", sagte der CSU-Europapolitiker Markus Ferber der "Welt" vom Mittwoch. Während für Online-Marktplätze die Größe ein entscheidender Vorteil sei, schwächten "Monopolstellungen" die Möglichkeiten der Käufer.
Der FDP-Europaabgeordnete Michael Theurer sagte der Zeitung, im Onlinehandel zeichne sich "eine hohe Konzentration auf ganz wenige Anbieter ab". Darauf müsse die EU-Kommission "in jedem Fall ein waches Auge" haben.
Der SPD-Politiker Peter Simon schränkte ein, dass "eine dominante Marktposition allein" durchaus "nicht illegitim" sei. Wenn die EU-Kommission allerdings unlautere Wettbewerbspraktiken entdecke, "muss sie hier selbstverständlich schnell intervenieren".
In Deutschland dominiert einer Untersuchung zufolge der US-Internetriese Amazon (NASDAQ:AMZN) den Onlinehandel immer stärker. Das Unternehmen habe seinen Umsatz hierzulande im vergangenen Jahr um 1,2 Milliarden Euro auf 7,8 Milliarden Euro gesteigert, berichtete das "Handelsblatt" am Dienstag mit Verweis auf eine Studie des Kölner EHI Retail-Instituts und des Statistikdienstleisters Statista. Die drei größten Onlinehändler - Amazon, otto.de und Zalando (DE:ZALG) - erzielten demnach 2015 gemeinsam fast so viel Umsatz wie die Unternehmen auf den Plätzen vier bis 100 zusammen.
Bei der EU-Kommission läuft derzeit die "Sektorenuntersuchung zum elektronischen Handel". Sie hat das Ziel, EU-weit Erkenntnisse zu Geschäftspraktiken im Internet zu erhalten. In der vergangenen Woche wurde ein Zwischenbericht vorlegt. Dieser zeigte unter anderem, dass 40 Prozent der Onlinehändler in der EU das sogenannte Geoblocking benutzen, um den Verkauf ihrer Waren in ein anderes EU-Land über das Internet zu unterbinden.