Frankfurt (Reuters) - Schnäppchenjäger haben am Mittwoch die europäischen Aktienbörsen leicht angeschoben.
Der Dax kletterte um 0,3 Prozent auf 10.170,21 Punkte. Der EuroStoxx50 schloss ebenfalls leicht im Plus. Doch herrschte nach den deutlichen Vortagesverlusten große Zurückhaltung. Denn vor der Zinssitzung der Bank of England (BoE) am Donnerstag, den amtlichen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag und angesichts der laufenden Bilanzsaison hielten sich viele Investoren merklich zurück. Zum Handelsschluss in Europa traten der Dow-Jones- und der S&P500-Index auf der Stelle.
Angesichts einer drohenden Rezession nach dem Brexit-Schock erwarteten Anleger von der Bank of England am Donnerstag eine Zinssenkung. Dagegen könnte der Boom am US-Arbeitsmarkt die US-Notenbank Fed in Sachen Zinserhöhung unter Druck setzten. Die Daten des privaten Arbeitsvermittlers ADP schürten am Mittwoch Spekulationen auf einen deutlichen Stellenzuwachs in den USA im Juli. Die Statistik wird am Freitag veröffentlicht. Allerdings rechnet angesichts der anstehenden Präsidentenwahlen in den USA im November vorerst kaum jemand mit einem solchen Schritt.
Unterstützung bekamen die Aktienmärkte am Nachmittag vom Ölmarkt: Zwar waren nach Angaben des US-Energieministeriums die Rohölbestände in der vergangenen Woche gestiegen, doch gingen die Benzinbestände überraschend zurück. Somit unterbrachen die Ölpreise ihre Talfahrt der vergangenen Tage und notierten am Abend fast drei Prozent höher. Im ersten Quartal hatten die Ölpreis-Turbulenzen den Dax um sieben Prozent ins Minus gedrückt.
ING UND SOCIETE GENERALE IM EUROSTOXX50 GANZ OBEN
Für Aufatmen im Finanzsektor sorgten überraschend gute Quartalszahlen von der niederländische ING und der französischen Societe General. Sie verdienten im zweiten Quartal deutlich mehr als Analysten erwartet hatten. ING führten mit einem Plus von 8,2 Prozent die Gewinnerliste im EuroStoxx50 an. Societe Generale (PA:SOGN) gewannen 3,2 Prozent. Erleichterung auch bei einigen britischen Banken, die nach dem Ja der Briten zum EU-Austritt eine Konjunkturabkühlung fürchten. HSBC und Standard Chartered (LON:STAN) verdienten beide zwar weniger, aber immer noch mehr als befürchtet. Beide legten rund vier Prozent zu.
Lange Gesichter dagegen bei der Unicredit: Die größte italienische Bank und HVB-Mutterkonzern hatte im Berichtsquartal zwar mehr verdient als erwartet. Doch eine zum Vorquartal niedrigere Kernkapitalquote löste Verkäufe aus: Die Titel fielen um 2,3 Prozent und waren damit das Schlusslicht im EuroStoxx50.
Die arg gebeulten Aktien der beiden größten deutschen Geldhäuser Deutsche Bank (DE:DBKGn) und Commerzbank (DE:CBKG), die am Dienstag im Sog der Prognosesenkung der Commerzbank beide auf Rekordtiefs abgestürzt waren, verlangsamten ihre Talfahrt und verloren je etwa ein halbes Prozent.
Für einen Lichtblick im Dax und EuroStoxx50 sorgte die Deutsche Post (DE:DPWGn), deren Papiere nach einem Rekordquartal 3,2 Prozent anzogen. Für Furore auf beiden Seiten des Atlantiks sorgten die in Mailand und New York gelisteten Aktien von FiatChrysler, die mit einem Plus von gut acht Prozent auf der Überholspur fuhren. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg hat der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung Interesse an der Zulieferer-Sparte.
An der Wall Street standen die Aktien von Time Warner mit einem Plus von 2,8 Prozent hoch im Kurs: Denn der Gewinnrückgang des Medienkonzerns war geringer als befürchtet ausgefallen. Ein starkes Neugeschäft und gesunkene Kosten bescherten dem größten US-Versicherer AIG im Berichtsquartal ein unerwartet kräftiges Gewinnplus und hievten so den Kurs um sieben Prozent in die Höhe.