Von Peter Nurse
Investing.com - Die europäischen Börsen entwickelten sich am Donnerstag im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) uneinheitlich.
Gegen 12.32 Uhr MEZ notierte der deutsche DAX 0,1 % höher, der französische CAC 40 stieg um 0,4 %, während der britische FTSE 100 um 0,2 % fiel.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht am Donnerstag die Europäische Zentralbank, deren Notenbanker vor dem Hintergrund einer rekordhohen Inflation und der Sorge vor einer kriegsbedingten Rezession über den geldpolitischen Kurs entscheiden werden.
Nach derzeitigem Stand will die EZB ihre Notfallkäufe irgendwann im dritten Quartal beenden und die Leitzinsen "einige Zeit" danach anheben. Viele andere Zentralbanken haben jedoch bereits mit einer Straffung ihrer Geldpolitik begonnen, weshalb die Marktteilnehmer darauf achten werden, ob die Europäische Zentralbank einen klareren Fahrplan für die Beendigung ihrer Sondermaßnahmen vorlegt.
Positive Impulse erhielten die europäischen Märkte am Donnerstag von der Wall Street, die sich gestern dank leicht gesunkener US-Anleiherenditen deutlich erholen konnte.
Der Optimismus der Marktteilnehmer dürfte sich allerdings angesichts zahlreicher geopolitischer Risiken in Grenzen halten. So warnte die Ukraine am Mittwoch vor einem zu erwartenden russischen Großangriff im Osten des Landes, woraufhin US-Präsident Joe Biden die Bereitstellung zusätzlicher Militärhilfe in Höhe von 800 Millionen Dollar ankündigte.
Im Unternehmenssektor brachen die Aktien von Ericsson (BS:ERICAs) um mehr als 8% ein. Der schwedische Telekommunikationsausrüster meldete einen Gewinnrückgang im ersten Quartal und warnte vor weiteren Einbußen aufgrund seines Rückzugs aus Russland und einer erneuten US-Strafe aufgrund von Sanktionsverstößen.
Für die Aktien von Publicis (PA:PUBP) ging es dagegen um 1,2% nach oben. Der drittgrößte Werbekonzern der Welt schnitt im Auftaktquartal besser ab als der Markt erwartet hatte. Hermes (PA:HRMS) legte um 2,3% zu, nachdem der französische Luxuskonzern im ersten Quartal von einer regen Nachfrage nach seinen Accessoires, insbesondere in den USA und Europa, profitiert hatte.
Aufwärts ging es auch für die Titel von Dunelm (LON:DNLM), die um 2,5 % zulegten, nachdem der britische Haushaltswarenhändler dank der Wiedereröffnung von Geschäften nach der Lockerung der Coronavirus-Beschränkungen ein starkes Umsatzwachstum im dritten Quartal gemeldet hatte.
Die Ölpreise bewegten sich am Donnerstag nach unten und gaben einen Teil ihrer deutlichen Wochengewinne wieder ab, nachdem der Aufbau der US-Rohöllagerbestände größer ausfiel als gedacht.
Aus den am Mittwoch von der Energy Information Administration veröffentlichten Daten ging hervor, dass die US-Ölvorräte in der vergangenen Woche um mehr als 9 Millionen Barrel gestiegen sind. Das war deutlich mehr als im Vorfeld erwartet, wenngleich die US-Benzinbestände um 3,6 Millionen Barrel sanken.
Beide Benchmarks sind im Verlauf der Woche dennoch um mehr als 7 % gestiegen. Die Sorge um eine Verknappung des globalen Ölangebots drückt weiterhin auf die Stimmung.
Die Internationale Energieagentur warnte am Mittwoch, dass ab Mai rund 3 Millionen Barrel Öl pro Tag aus Russland aufgrund von Sanktionen oder freiwilligen Embargos nicht mehr geliefert werden könnten.
Gegen 12.46 Uhr MEZ handelten die US-Rohöl-Futures 1,1 % niedriger bei 103,14 Dollar pro Barrel und der Brent-Kontrakt verbilligte sich um 0,9 % auf 107,81 Dollar.
Für den Gold-Future ging es um 0,5 % auf 1.974,30 Dollar nach unten. Der EUR/USD handelte 0,2 % höher auf 1,0907.