Frankfurt/Berlin, 09. Jun (Reuters) - Angesichts der Folgen der Virus-Pandemie erwägt die EZB-Bankenaufsicht, Geldhäuser im Euro-Raum noch für längere Zeit zum Verzicht auf Gewinnausschüttungen aufzufordern. Bislang hatte sie an Banken appelliert, mindestens bis zum 1. Oktober keine Dividenden auszuschütten. Der oberste EZB-Bankenaufseher, Andrea Enria, sagte nun am Dienstag, man denke über eine Verlängerung nach. Mitte Juli solle es darüber mehr Klarheit geben. Am Montagabend hatte der von EZB-Chefin Christine Lagarde geführte Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) angeregt, dass die Banken bis mindestens zum Jahresende auf die Ausschüttung von Dividenden, Auszahlungen von Boni sowie Aktienrückkäufe verzichten sollten.
Dahinter steht die Überlegung, dass die Institute so in der Krise größere Kapitalpuffer aufbauen können und ihre Rolle als Kreditgeber nicht leidet. Die EZB ist seit Herbst 2014 für die Kontrolle der großen Geldhäuser im Euro-Raum zuständig - darunter auch Deutsche Bank DBKGn.DE und Commerzbank CBKG.DE . Der ebenfalls in Frankfurt ansässige ESRB wurde bereits 2010 als Reaktion auf die Finanzkrise gegründet. Als Frühwarnsystem soll er auf Gefahren für die Stabilität des Finanzsystems in der EU hinweisen. Der ESRB ist ein unabhängiges Gremium der Europäischen Union, das Sekretariat wird von der EZB gestellt. Der Verwaltungsrat ist das Beschlussorgan des ESRB und steht unter dem Vorsitz von EZB-Chefin Lagarde.