Frankfurt, 10. Dez (Reuters) - Die Europäische Zentralbank senkt wegen der zweiten Pandemiewelle ihre Konjunkturprognose für die Euro-Zone deutlich. Für das kommende Jahr rechnet sie nur noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,9 Prozent statt wie noch im September von 5,0 Prozent, wie aus ihren am Donnerstag zur Zinssitzung veröffentlichten Projektionen hervorgeht. "Die Pandemie stellt weiterhin ein ernsthaftes Risiko für die öffentliche Gesundheit sowie für die Wirtschaft im Euroraum und weltweit dar", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Die Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung schränkten die Wirtschaftstätigkeit in der Währungsunion "erheblich ein".
Für das laufende Jahr erwartet die EZB nach der unerwartet starken Belebung im Sommer-Quartal einen Einbruch von nur noch 7,3 Prozent. Bislang war sie von minus 8,0 Prozent ausgegangen. Die Notenbank-Volkswirte gehen für 2022 von einem Plus von 4,2 (September-Prognose: 3,2) Prozent und für 2023 von 2,1 Prozent aus.
Die zweite Infektionswelle und die Eindämmungsmaßnahmen hinterlassen auch in der Inflationsentwicklung ihre Spuren. Die EZB erwartet dieses Jahr nun eine Teuerungsrate von 0,2 (September: 0,3) Prozent und für 2021 unverändert von 1,0 Prozent. Für 2022 werden 1,1 (1,3) Prozent und für 2023 dann 1,4 Prozent vorhergesagt. Damit würde die Euro-Notenbank ihr Ziel einer Inflationsrate von knapp zwei Prozent auf Jahre hinaus klar verfehlen. Sie strebt diese Marke als Optimalwert für die Wirtschaft mittelfristig an, was sie aber bereits seit Jahren nicht erreicht.