FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Unsicherheit angesichts der US-Steuerpläne hat den deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte belastet. Dank des schwachen Euro konnte der Leitindex Dax am Mittwoch aber anfängliche Verluste von fast 1,5 Prozent deutlich reduzieren, so dass er nur knapp unter der viel beachteten Marke von 13 000 Punkten schloss. Am Ende stand ein Minus von 0,38 Prozent auf 12 998,85 Punkte.
Nachricht des Tages war der Kurssturz des Möbelhändlers Steinhoff: Nach dem Rücktritt von Vorstandschef Markus Jooste angesichts von Bilanzunregelmäßigkeiten und der abgesagten Zahlenvorlage für das abgelaufene Geschäftsjahr verlor die Aktie fast zwei Drittel ihres Werts.
Der MDax der mittelgroßen deutschen Werte, in dem die Steinhoff-Aktie gelistet ist, sackte um 2,23 Prozent auf 26 378,28 Punkte ab. Der Technologiewerte-Index TecDax fiel um 0,64 Prozent auf 2474,72 Zähler.
Den Gesamtmarkt belasteten jedoch andere Dinge: Zuletzt hatte die Ungewissheit, ob die US-Regierung ihre anvisierte große Steuerreform durch den Kongress bekommt, eher wieder zugenommen. Hinzu kommt die Frage, ob der Kongress ein neues Ausgabengesetz beschließt und so den ab Freitag drohenden Verwaltungsstillstand aufhält. Angesichts des Schlussspurts des Dax an diesem Mittwoch glaubt Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets derweil, dass das Thema Jahresendrally noch nicht ganz abgehakt ist.
Unternehmensseitig richteten sich die Blicke der Anleger vor allem auf Steinhoff. Mit einem Kurseinbruch von mehr als 63 Prozent auf 1,105 Euro waren die Aktien des Unternehmens abgeschlagenes MDax-Schlusslicht und markierten den tiefsten Stand seit dem Börsengang in Deutschland vor zwei Jahren. Zwischenzeitlich waren sie sogar unter die Ein-Euro-Marke gesackt. Ihren Höchststand hatten sie im Sommer 2016 bei über 6 Euro erreicht.
Anleger sollten ihre Finger von den Steinhoff-Papieren lassen, warnte Commerzbank-Analyst Andreas Riemann. Die Untersuchung finanzieller Unregelmäßigkeiten sei eine schlechte Nachricht und stelle ein großes Fragezeichen hinter die Ergebnisse der vergangenen Jahre.
Im Dax verloren Bayer-Titel (4:BAYGN) wegen eines drohenden langwierigen Rechtsstreits in den USA um den Gerinnungshemmer Xarelto mehr als 1 Prozent. Für die Papiere der Deutschen Post (4:DPWGn) ging es um knapp 3 Prozent bergab. Hier belastete die Ausgabe einer Wandelanleihe.
Derweil nahmen die Anleger die Bestätigung der Jahresziele sowie die Präsentation einer neuen Unternehmensstrategie von ProSiebenSat.1 (0:PSMd) positiv auf: Mit einem Plus von rund 3 Prozent waren die Aktien des Medienkonzerns der Favorit im deutschen Leitindex.
Im SDax (SDAX) der geringer kapitalisierten Unternehmen war Delivery Hero (4:DHER) mit einem Abschlag von rund 4,5 Prozent größter Verlierer. Der Essenslieferant hatte nur wenige Monate nach seinem Börsengang den Kapitalmarkt angezapft.
Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stand ein Minus von 0,25 Prozent auf 3561,57 Punkte. Der Pariser Leitindex CAC 40 (CAC 40) bewegte sich kaum vom Fleck, während der FTSE 100 (GB0001383545) in London etwas zulegte. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) stand zum Börsenschluss in Europa minimal im Plus.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,16 Prozent am Vortag auf 0,14 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,14 Prozent auf 141,76 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gewann 0,12 Prozent auf 163,79 Punkte. Der Kurs des Euro gab nach: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1817 (Dienstag: 1,1847) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8462 (0,8441) Euro.