Die Qualität der Corporate Governance ist wichtig für den Erfolg einer Aktie. Allerdings ist es manchmal gar nicht so einfach, dies als Außenstehender zu beurteilen. Schließlich gibt es kaum konkrete Kennzahlen, an denen man die Qualität von Managern auf einen Blick ablesen kann. Im Fall der Optikerkette Fielmann (DE:FIEG) (WKN: 577220) habe ich dennoch den Eindruck, dass Marc Fielmann der richtige Mann für die Besetzung des CEO-Postens ist.
Kürzlich war der Sohn des Firmengründers Günther Fielmann zu Gast im Online-Marketing-Rockstars-Podcast. Trotz seines jungen Alters hat er mich mit seinem Fachwissen, seiner Vision und seiner Innovationskraft beeindruckt. An vielen Stellen hat man auch gemerkt, was Fielmann zu einem besonderen Unternehmen macht und von vielen anderen abhebt.
Der Burggraben mit Wachstumsfantasie Fielmanns Erfolg beruht vor allem auf der Frage der Produktivität. „Ein normales Brillengeschäft macht 300.000 Euro Umsatz im Jahr, verkauft vielleicht zwei oder drei Brillen am Tag. Eine Fielmann-Niederlassung verkauft 35 Brillen am Tag und macht 1,9 Mio. Euro Umsatz im Jahr“, erklärt Marc Fielmann. Größe und Effizienz schaffen Kostenvorteile, die das Unternehmen an die Kunden weitergibt. Der günstige Preis in Verbindung mit persönlichen Empfehlungen zufriedener Kunden zieht wiederum neue Kunden an und der Burggraben wächst dabei immer weiter.
Fielmann hat keine Angst vor der Konkurrenz durch reine Online-Konzepte. Schaut man sich Wettbewerber wie Mister Spex (WKN: A3CSAE) genauer an, investieren diese in den Aufbau eines Filialnetzes. Der Grund ist schnell gefunden. Ohne das Ausmessen und Anpassen von Korrektionsbrillen vor Ort sieht der junge Geschäftsführer heute keine Möglichkeit, die gleiche Qualität anzubieten. Gleichzeitig investiert Fielmann große Summen in Forschung und Entwicklung, um online in naher Zukunft die gleiche Qualität wie in der Filiale anbieten zu können.
Bis 2025 soll jede vierte Brille, die in Kontinentaleuropa verkauft wird, von Fielmann stammen. Dazu hat sich das Unternehmen 2019 die Mehrheit am slowenischen Marktführer Optika Clarus gesichert und sich 2020 am spanischen Unternehmen Óptica & Audiologío beteiligt. Darüber hinaus ist Fielmann in diesem Jahr in Tschechien gestartet. Ziel ist es, das Erfolgsmodell aus der DACH-Region in angepasster Form auf die einzelnen Länder zu übertragen.
Warum ich Fielmann super finde Die Fokussierung auf die Kundenzufriedenheit sehe ich als einen besonderen Vorteil von Fielmann. Das Unternehmen profitiert immens von der starken Unterstützung durch die Familie als Mehrheitsaktionär. Daher spielen kurzfristige Überlegungen bei der Ausrichtung der Strategie keine Rolle. Stattdessen denkt Marc Fielmann bei seinen Entscheidungen bereits an das Wohl der nächsten Generation.
Trotz der jüngsten Investitionen ist Fielmann mit einer Eigenkapitalquote von 49,3 % zum 30. September solide aufgestellt. Die kurzfristige Liquidität übersteigt die Finanzverbindlichkeiten deutlich. Zudem liegt die EBT-Marge (Ergebnis vor Steuern) in den ersten neun Monaten 2021 bei soliden 14,4 %. Mittelfristig soll der Free Cashflow wieder über 200 Mio. Euro liegen. Daraus ergibt sich eine Free-Cashflow-Rendite von rund 4 % auf den aktuellen Unternehmenswert.
Der Artikel Fielmann – Was das Unternehmen zur deutschen Vorzeigeaktie macht ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Florian Hainzl besitzt Aktien von Fielmann. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021