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Freunde für dein Depot – auf die richtige Strategie kommt es an

Veröffentlicht am 12.02.2022, 09:00
Aktualisiert 12.02.2022, 09:05
Freunde für dein Depot – auf die richtige Strategie kommt es an
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Wenn es um Freundschaften geht, gibt es im Wesentlichen zwei Sorten von Menschen: Einsammler und Aussortierer. Die Einsammler betrachten Leute in ihrem Umfeld gerne aus der Distanz. Sie gelten bisweilen als introvertiert oder gar verschlossen. Sie nehmen sich Zeit, bis sie Vertrauen schöpfen und bereit sind, sich auf eine Freundschaft einzulassen. Sobald der Schritt jedoch getan ist, vertiefen sie die Freundschaft schnell und zeichnen sich häufig durch ihre Treue aus.

Die Aussortierer gehen anders vor. Sie sind eher offen und extrovertiert, haben für viele Menschen stets ein einladendes Lächeln auf den Lippen und vermitteln vorab das Gefühl der Freundschaft. Der Vertrauensvorschuss ermöglicht ihnen, die Kandidaten aus der Nähe zu betrachten. Wer sich dann jedoch mit der Zeit als nervig oder langweilig erweist, wird früher oder später wieder aussortiert aus dem engeren Kreis.

So übertragen wir das Prinzip auf das Investieren Wer ein auf Dauer angelegtes diversifiziertes Aktienportfolio aufbauen möchte, der kann wie ein Einsammler oder wie ein Aussortierer vorgehen.

Als Einsammler würden wir eine Watchlist führen, die Einzelwerte aus der Ferne längere Zeit betrachten, und zuschlagen, sobald bei einem davon dem Eindruck nach alles passt. Da wir uns schon im Vorfeld tiefe Gedanken über unsere Investitionsthese gemacht haben, fällt es uns leicht, den einmal ausgewählten Aktien sehr lange treu zu bleiben, soweit sie uns nicht schwer enttäuschen.

Als Aussortierer auf der anderen Seite würden wir von Anfang an vielen Aktien eine Chance geben, allerdings mit kleineren Positionen. Egal, ob Geheimtipps von Bekannten, Empfehlungen von Börsendiensten oder Kaufen-Urteile von Zeitschriften: Was sich gut anhört, wird erst einmal gekauft. Sobald sie sich im Depot befinden, verfolgen wir sie genauer, lernen mehr über sie und bekommen ein Gefühl dafür, wie sie ticken. Was dann zu langweilig ist oder einfach nicht gefallen mag, wird ohne Wehmut wieder verkauft. Andersherum stocken wir bei Werten, die Freude machen, weiter auf.

Vor- und Nachteile der beiden Strategien Auf den ersten Blick scheint der Einsammler im Vorteil zu sein, weil er überlegter vorgeht. Allerdings kann der Umgang mit Watchlisten trügerisch sein. Man trauert den entgangenen Chancen nach und klammert sich an den Aufnahmekurs als Anker. Möglicherweise gibt man damit dem Kursverlauf mehr Gewicht als der Unternehmensentwicklung. Außerdem erfordert es viel Disziplin, Unternehmen, die man nicht besitzt, genau zu beobachten.

Es wird einfacher, wenn man sie bereits im Depot hat. Oft will man erst dann genau verstehen, was das Unternehmen und seine Aktie antreibt. Ein weiterer Vorteil ist, dass es womöglich leichter ist, ein vielfältigeres Portfolio durch selektive Verkäufe ausgewogen zu gestalten als ein engeres Portfolio durch passgenaue Zukäufe zu diversifizieren.

Der Grund dafür ist, dass man im ersten Fall einfach sagen kann, dass man eine gewisse Aktie nicht mehr braucht, ähnlich, wie man im Frühjahr einen krummen Ast vom Apfelbaum zurechtschneidet — schnipp-schnapp. Im zweiten Fall hingegen muss die Aktie sowohl all die hohen Zugangsvoraussetzungen erfüllen, als auch einen sinnvollen Diversifizierungsbeitrag leisten — der feine Apfelbaum möge genau in einer bestimmten Lücke noch einen schönen Zweig austreiben lassen.

Was wir davon mitnehmen sollten Diese Darstellung ist natürlich etwas übertrieben. Man braucht keine Wissenschaft aus der Diversifizierung zu machen. Dennoch wird klar, dass es durchaus Vorteile haben kann, lieber erst einmal mit einer größeren Anzahl verschiedener Aktien Freundschaft zu schließen und schrittweise vorzugehen.

Am Ende muss sich jeder ernsthafte Investor eine Strategie zurechtlegen, um seine tendenziösen Denkmuster (Bias) zu reduzieren und Schlagseite durch unausgewogene Unternehmensauswahl zu vermeiden. Mein Fazit lautet daher: Sei soviel Einsammler, wie deine Disziplin zulässt, und soviel Aussortierer, wie für eine gute Diversifizierung notwendig ist.

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Der Artikel Freunde für dein Depot – auf die richtige Strategie kommt es an ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

Motley Fool Deutschland 2022

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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