💙 🔷 Q3 ohne Big Tech-Power? Diese Blue-Chip-Schnäppchen haben's drauf!Alle ansehen

GESAMT-ROUNDUP: Diesel-Skandal gefährdet VW-Investitionen - Rückruf ab Januar

Veröffentlicht am 06.10.2015, 21:35
Aktualisiert 06.10.2015, 21:39
© Reuters.  GESAMT-ROUNDUP: Diesel-Skandal gefährdet VW-Investitionen - Rückruf ab Januar
VOWG_p
-

WOLFSBURG (dpa-AFX) - Milliardenschäden durch den Abgas-Skandal drohen zentrale Investitionspläne bei Volkswagen (XETRA:VOW3) zu kippen und werden zu einer immer größeren Belastungsprobe für den Weltkonzern. "Unser Ergebnis und die bisherige Finanzplanung kommen massiv unter Druck", sagte der neue Vorstandschef Matthias Müller am Dienstag laut Redemanuskript bei einer Betriebsversammlung VW (XETRA:VOW3)-Stammwerk Wolfsburg.

Um die Zusatzkosten etwa bei der Nachrüstung von vielen der rund 11 Millionen betroffenen Dieselautos stemmen zu können, hatte das Unternehmen bereits Rückstellungen von 6,5 Milliarden Euro gebildet. "Sicher ist: Die Belastungen werden groß sein. Möglicherweise sehr groß", betonte Müller bei der nicht-öffentlichen Veranstaltung in Wolfsburg. Sein Redetext lag der Deutschen Presse-Agentur vor.

ENDE 2016 SOLL NACHBESSERUNG BEENDET SEIN

Die Nachbesserung der betroffenen Autos soll Anfang des kommenden Jahres beginnen und kann sich lange Zeit hinziehen. "Wenn alles läuft wie geplant, können wir im Januar den Rückruf starten", sagte VW-Chef Matthias Müller der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwochausgabe). "Bis Ende 2016 sollen dann alle Autos in Ordnung sein." VW müsse die "jeweilige Lösung" auf jedes Modell abstimmen und die notwendigen Teile bestellen.

Es gehe um den Motor EA 189 in Kombination mit verschiedenen Getrieben und diversen länderspezifischen Auslegungen, sagte Müller. "Wir brauchen also nicht drei Lösungen, sondern Tausende." Für die meisten Motoren genüge ein Update der Software. Manche Fahrzeuge aber könnten neue Injektoren und Katalysatoren brauchen.

MÜLLER: 'NUR WENIGE MITARBEITER' BETEILIGT

Müller sagte der Zeitung außerdem, nach seinem heutigen Kenntnisstand seien an der Abgas-Manipulation "nur wenige Mitarbeiter" beteiligt gewesen. "Aber genau werden wir das natürlich erst wissen, wenn in einigen Wochen die Ergebnisse der internen und externen Untersuchung vorliegen." Vier Mitarbeiter seien bisher beurlaubt worden, davon drei Vorstände.

Im Zuge des Skandals war außerdem Konzernchef Martin Winterkorn zurückgetreten, der bisherige Porsche-Chef Müller wurde sein Nachfolger.

ACHT MILLIONEN FAHRZEUGE IN DER EU

Mitte September war bekanntgeworden, dass Volkswagen bei rund elf Millionen Dieselfahrzeugen mit einer speziellen Software die Abgaswerte bei Testverfahren nach unten gedrückt hat. Etwa acht Millionen der betroffenen Wagen sind laut VW in den Ländern der Europäischen Union zugelassen, davon 2,8 Millionen in Deutschland. Der Konzern hatte bereits mitgeteilt, alleine fünf Millionen Fahrzeuge der Kernmarke VW in die Werkstätten zu holen.

Auf der Betriebsversammlung sagte Müller, während die technischen Lösungen zur Beseitigung der Abgas-Manipulationen in Sicht seien, könne man die geschäftlichen und finanziellen Folgen noch nicht absehen. Zwar habe man im dritten Quartal bereits Mittel zurückgelegt. "Aber das wird nicht reichen", meinte Müller. "Wir müssen mit erheblichen Strafzahlungen rechnen. Und viele könnten die Vorgänge zum Anlass nehmen, Schadensersatz gegen Volkswagen geltend zu machen."

NICHT NOTWENDIGE INVESTITIONEN WERDEN GESTOPPT

Alle geplanten Investitionen würden nun noch einmal geprüft. "Was jetzt nicht zwingend nötig ist, wird gestrichen oder geschoben", erklärte Müller vor den rund 22 000 Beschäftigten.

Dazu zähle auch, dass das bereits von seinem Vorgänger Winterkorn initiierte "Effizienzprogramm" nachjustiert werde. VW müsse schnell reagieren. "Nicht zuletzt, um unser gutes Rating an den Kapitalmärkten zu sichern. Das hat höchste Priorität."

MÜLLER: 'DAS ALLES WIRD NICHT OHNE SCHMERZEN GEHEN'

Müller stellte die etwa 600 000 Mitarbeiter rund um den Erdball auf schwierige Zeiten ein: "Ich bin ganz offen zu Ihnen: Das alles wird nicht ohne Schmerzen gehen. Das ist klar." Mit Blick auf die Arbeitsplätze betonte er: "Wir wissen heute zwar noch nicht, welche Auswirkungen die Krise haben wird. Aber wir werden dafür kämpfen, sie so gering wie möglich zu halten. Und wir werden alles tun, um die Beschäftigung im Unternehmen zu halten."

Zu möglichen Einsparungen auch beim Tochterunternehmen VfL Wolfsburg sagte Müller der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Wir drehen jeden Stein um und werden uns auch das ansehen." Der VfL erhält von VW jährlich Zuwendungen im hohen zweistelligen Millionenbereich.

OSTERLOH: DERZEIT KEINE KONSEQUENZEN FÜR ARBEITSPLÄTZE

In der Betriebsversammlung hatte zuvor auch Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh versucht, den wegen der Abgas-Krise verunsicherten Mitarbeitern Mut zu machen. "Derzeit, das ist die gute Nachricht, gibt es noch keine Konsequenzen für Arbeitsplätze", erklärte er. Dies gelte sowohl für die Stammbelegschaft als auch für Leiharbeiter. Das Ausmaß der Krise und die Folgen für VW seien aber noch nicht abzusehen. Niemand könne derzeit sagen, wie die VW-Kunden auf den Skandal reagieren.

Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Stephan Weil rief die Mitarbeiter zur Geschlossenheit auf. "Bei Volkswagen arbeiten viele hunderttausend Menschen, die sich jeden Tag mit aller Kraft für das Unternehmen einsetzen und sehr gute Arbeit leisten", heißt es in einem Brief des SPD-Politikers. "Es ist unerträglich, wenn jetzt das ganze Unternehmen und damit auch die Beschäftigten unter einen Generalverdacht gestellt werden."

Auch auf EU-Ebene mehren sich die Forderungen nach besseren Tests. Angesichts des VW-Skandals müssten so rasch wie möglich realistische Methoden eingeführt werden, mahnten Europa-Parlamentarier in Straßburg. Die Belgierin Kathleen Van Brempt schlug im Namen der Sozialdemokraten eine unabhängige Typengenehmigungsstelle vor.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.