Der weltgrößte Computerhersteller freut sich über einen ordentlichen Gewinnsprung. Und mit ihm seine Aktionäre. Während der Gewinn im ersten Quartal 2021/22 auf umgerechnet 398 Mio. Euro stieg, kletterte die Aktie von Lenovo (H:0992) (WKN: 894983) in den vergangenen zwölf Monaten um 57 % auf aktuell 0,87 Euro.
Lenovo ist ein heimlicher Corona-Profiteur Im ersten Quartal legte auch der Umsatz kräftig zu, um 27 % auf 14,4 Mrd. Euro. Damit kam Lenovo auf eine Marge von 2,8 %. Nach Angaben des Unternehmens ist dies eine der höchsten seit Jahren.
Auch im langfristigen Rückblick bietet Lenovo erstklassige Wachstumszahlen. So stieg der Gewinn in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich mehr als 32 % pro anno.
Die Konkurrenz hat das Nachsehen Andere große PC-Hersteller wie etwa HP (NYSE:HPE) (WKN: A142VP) und Dell (NYSE:DELL) (WKN: A2N6WP) konnten während der Pandemie nicht so stark wachsen wie Lenovo. Wie das Institut Canalys herausfand, verschiffte Lenovo zwischen April und Juni 2021 mehr als 20 Mio. Geräte und rangiert damit klar vor den Wettbewerbern.
Das Management geht einwandfrei mit dem Kapital um Ich denke, Lenovo hat noch einige gute Jahre vor sich. Ein jährliches Gewinnwachstum von rund 7 % ist in den kommenden Jahren möglich.
Was mich bis heute am meisten begeistert, ist die ausgezeichnete Kapitalallokation des Vorstands um CEO Yuanqing Yang. Der Mann hat Erfahrung und weiß, wie er das zur Verfügung stehende Kapital investieren muss, um weitere Gewinne zu erzielen. Die Rendite des langfristig eingesetzten Kapitals liegt bei hervorragenden 23 % für das vergangene Geschäftsjahr. Das stimmt mich positiv für die nahe Zukunft.
Auch die Gehälter für das Management sind stets ein aussagekräftiger Indikator dafür, ob ein Unternehmen sein Geld auch sinnvoll einsetzt. Und im Fall von Lenovo bin ich zuversichtlich. CEO Yuanqing Yang erhält pro Jahr umgerechnet rund 1,1 Mio. Euro. Der gesamte Vorstand erhält rund 22,2 Mio. Euro. Angesichts des jährlichen Gewinns von 970 Mio. Euro ist das vernünftig.
Achtung! Stolperfalle Bilanz Einen großen Wermutstropfen gibt es: Lenovos finanzielle Basis ist wacklig. Die Schulden überragen das Eigenkapital um mehr als 10 %. Obwohl der operative Cashflow ebenfalls hoch ist und die Schulden zu rund 91 % abdeckt, bin ich hier sehr vorsichtig.
Für uns wird es schwer, die Eigenkapitalrendite sauber zu ermitteln und zu bewerten, wenn hohe Schulden auf der Bilanz lasten. Im Falle von Lenovo liegt die Eigenkapitalrendite bei herausragenden 36 %. Aber Lenovo hat eben sehr wenig Eigenkapital. Da ist es nachvollziehbar, dass die Rendite bei steigenden Gewinnen überproportional steigt. Der Gewinn basiert schließlich auf einer recht dünnen Eigenkapitaldecke.
Die Dividende macht viel Spaß Lenovo zahlt allen, die zum aktuellen Kurs einsteigen, eine Dividendenrendite von 4,1 %. Das ist ordentlich – vor allem, wenn wir uns das Feld der Tech-Konzerne ansehen. Viele Unternehmen auf diesem Feld sind noch jung und setzen auf Wachstum.
Lenovo hingegen schüttet aktuell 41 % seiner Gewinne aus. Die Dividende steigt seit einigen Jahren sogar.
Das Gesamtpaket von Lenovo passt mir nicht Ja, Lenovo arbeitet auf einem sehr interessanten Feld. Das Geschäftsmodell ist verständlich und hat Wachstumspotenzial. Lenovo hat eine gute Marktposition.
Aber die Kombination aus hohen Schulden und hohen Dividenden hinterlässt bei mir einen bitteren Beigeschmack. Wer die Dividenden einsacken möchte, kann das gerne tun. Ich fürchte jedoch, dass Lenovo ständige Begleitung benötigt. Anleger sollten hier regelmäßig auf die Zahlen schauen. Und wer entspannter investieren möchte, ist in einer anderen Branche womöglich besser aufgehoben.
Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021