Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor einer Eskalation im globalen Handelsstreit mit den USA hat Anlegern den Start in die neue Handelswoche vermiest.
Der Dax verlor am Montag bis zum Nachmittag 1,6 Prozent auf 12.382 Zähler, der EuroStoxx50 fiel um 1,2 Prozent auf 3400 Punkte. "Androhungen über weiterreichende Handelsschranken von US-Präsident Donald Trump schüren neue Unruhe an den Börsen", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. "Ausgerechnet die Wall Street, die in den vergangenen Monaten das Zugpferd für den Dax war, könnte jetzt die Bleikugel werden, die den Index mit nach unten zieht." Die US-Futures signalisierten für die Wall Street Kursverluste von bis zu knapp einem Prozent.
Belastend wirkte noch die Trump-Drohung vom Freitag, 20-prozentige Einfuhrzölle auf europäischen Autos zu erheben. Die Aktien von Daimler (DE:DAIGn), Volkswagen (DE:VOWG) und BMW (DE:BMWG) verloren zwei bis fast drei Prozent und waren unter den schwächsten Werten im Dax. In Paris standen Renault und Peugeot auf den Verkaufslisten, die ebenfalls bis zu drei Prozent verloren. Im Schnitt gaben die Autowerte in der Euro-Zone zwei Prozent auf den tiefsten Stand seit neuneinhalb Monaten nach.
CHIPWERTE AUF TALFAHRT
Auch im Handelsstreit mit China droht eine weitere Eskalation. Laut einem Bericht des "Wall Street Journals" erwägt das US-Finanzministerium Einschränkungen für chinesische Investoren und plant Regeln, die den Export von US-Technologie nach China untersagen sollen. Dies belasteten eine Reihe von Chipwerten wie Infineon (DE:IFXGn) oder ASML die je bis zu rund vier Prozent einbüßten.
Die Laune der Aktionäre in Frankfurt trübte auch der rückläufige Ifo-Geschäftsklimaindex. Dieser von der Börse viel beachtete Indikator für die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft fiel angesichts des Handelsstreits mit den USA so schlecht aus wie seit über einem Jahr nicht mehr. Klar sei, dass die Phase des internationalen Aufschwungs vorüber und das Klima für die Exportwirtschaft bereits jetzt deutlich rauer geworden sei, sagte DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier. "Die Unternehmen stellen sich auf ein schwierigeres Umfeld ein."
BÖRSE IN ISTANBUL LEICHTER - ÖLPREISE UNTER DRUCK
Auch an der Börse in Istanbul kehrte am Mittag Ernüchterung ein. Der Wahlsieg von Präsident Recep Tayyip Erdogan ändere nichts an den Wirtschaftsproblemen des Landes, sagten Analysten. Die Inflation sei zu hoch und die konjunkturellen Risiken hätten in den vergangenen Monaten erheblich zugenommen. Der Leitindex legte zwar am Morgen bis zu 3,7 Prozent zu, lag am Nachmittag aber wieder 0,5 Prozent im Minus. Auch die Landeswährung Lira gab ihre anfänglichen Gewinne wieder ab, als noch Erleichterung über ein Ende der politischen Unsicherheit überwog.
Am Rohstoffmarkt stand Öl im Fokus, nachdem sich das Opec-Kartell und andere führende Exportländer wie Russland am Freitag auf höhere Fördermengen verständigt hatten. Ein Fass (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um bis zu 2,4 Prozent auf 73,74 Dollar, grenzte im Verlauf aber seine Verluste ein.