Wer kennt den Begriff „Krisenwährung“ im Zusammenhang mit Investitionen in das wertvolle Edelmetall Gold nicht? Doch welche Krisen müssen noch kommen, damit Gold endlich wieder steigen kann? Sind eine Inflationskrise, ein Krieg in Europa, Spannungen zwischen den USA und China sowie eine mögliche Eurokrise 2.0 nicht genug Gründe für steigende Notierungen?
Offensichtlich nicht. Denn die Einjahresrendite des Goldpreises in der US-Dollar-Notierung ist mit -5,75 % klar negativ (Stand: 16.07.2022, maßgeblich für alle Kennzahlen). Folgende Gründe sprechen für bzw. gegen eine Erholung.
Das spricht für weitere Kursverluste Eine wesentliche Triebkraft für die sinkenden Gold-Notierungen der letzten Monate stellt die restriktive Geldpolitik der Notenbanken dar. Denn jede Zinserhöhung einer Notenbank führt dazu, dass Edelmetalle zunehmend unattraktiv werden. Denn als Anleger fragt man sich, weshalb man beispielsweise Goldmünzen kaufen sollte, die im Keller verstauben, wenn man für 10-jährige amerikanische Staatsanleihen annähernd 3 % p. a. Verzinsung bekommt?
Des Weiteren sorgen vor allem Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank FED für einen starken US-Dollar. Das ist zwar für bereits investierte Gold-Bullen kein Problem, sorgt doch ein schwacher Euro für eine positive Gold-Rendite in der Euro-Notierung.
Doch ob man mit einem dermaßen schwachen Euro aktuell Gold kaufen möchte, bleibt fraglich. Denn der Goldpreis notiert in der international gültigen Währungskonvention in US-Dollar. Ungeachtet jeglicher Kursbewegungen von Gold sorgt ein schwacher Euro dafür, dass man aktuell für 100 Euro deutlich weniger Gold erhält als noch vor einem Jahr. Dass dieses Faktum nicht die Gold-Nachfrage in Europa und somit den Kurs von Gold nach oben treibt, sollte klar sein.
Das könnte für Auftrieb sorgen Für langfristigen Auftrieb könnten jedoch die langfristigen Zinserwartungen sorgen. Denn es wird bereits erwartet, dass die amerikanische Notenbank bereits Ende 2023 die Zinsen wieder senken könnte. Vorausgesetzt, die Inflation sinkt wie geplant. In diesem Szenario könnte der Goldpreis stark an Wert gewinnen.
Des Weiteren könnte eine Intensivierung der Konflikte zwischen Russland und der Ukraine oder zwischen den USA und China für steigende Notierungen sorgen. Keine Frage, als Anleger wünscht man sich dieses Szenario auf keinen Fall. Dennoch könnte man sich mit einem Gold-Investment auf diesen (hoffentlich unwahrscheinlichen) Fall vorbereiten.
Denn grundsätzlich gehe ich davon aus, dass Gold den Status als Krisenwährung behalten wird. Aktuell wird das Edelmetall hauptsächlich durch steigende Zinsen und einen starken US-Dollar ausgebremst.
Fazit Ob eine Investition in Gold sinnvoll ist oder nicht, lässt sich per se nicht sagen. Es kommt dabei, wie immer, auf das Portfolio sowie den Anlagehorizont des Anlegers an. Hat man sein gesamtes Vermögen auf dem Bankkonto oder auf dem Sparbuch, kann der Kauf der einen oder anderen Goldmünze durchaus Sinn machen.
Denn über längere Zeiträume wie 30 bis 40 Jahre hält der Goldpreis seien Wert relativ stabil. Das kann man von Währungen zweifelsohne nicht behaupten. Jedoch hat die Vergangenheit gezeigt, dass der Goldpreis nicht genau in den Phasen höherer Inflation gestiegen ist. Oftmals wird diese Entwicklung entweder vor oder nach hohen Inflationsraten beobachtet.
Wer jedoch langfristig Vermögen anhäufen möchte, wird auch in Zeiten wie diesen nicht am Aktienmarkt vorbeikommen. Denn durch die Wertschöpfung von Unternehmen und der laufenden Reinvestition von Gewinnen können Unternehmen für exponentiell steigende Gewinne sorgen. Bei Gold fehlt dieser Faktor zur Gänze.
Der Artikel Hat die „Krisenwährung“ Gold endgültig versagt? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Motley Fool Deutschland 2022