Frankfurt, 03. Sep (Reuters) - Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) will unter ihrem neuen Chef Thomas Groß die IT-Systeme modernisieren und ihre Abhängigkeit vom Zinsergebnis reduzieren. "Es ist nach wie vor klar, dass wir einen massiven Investitionsbedarf in unsere Kernbankensysteme haben", sagte Groß am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Die Technik müsse flexibler und zukunftsfähig werden. Ein solches Projekt werde mindestens drei bis vier Jahre dauern, sagte Groß. Die Helaba hatte die Modernisierung ihres Kernbankensystems zwischenzeitlich auf Eis gelegt, weil etwa die erhoffte Anbindung von Cloud-Diensten nicht machbar schien.
Groß hat offiziell zum 1. Juni die Führung der Landesbank Hessen-Thüringen von Herbert Hans Grüntker übernommen. Angesichts der dauerhaft niedrigen Zinsen will er die Abhängigkeit vom Zinsergebnis verringern, das bislang rund 75 Prozent der Gesamterträge ausmacht. "Unser Ziel ist es, uns den 50 Prozent zu nähern", sagte Groß. Dabei setzt Groß unter anderem auf den Ausbau des Geschäfts mit vermögenden Kunden (Private Banking und Wealth Mangement) über die Tochter Frankfurter Bankgesellschaft sowie die Wohnungsbautochter GWH, die rund 50.000 Wohnungen verwaltet. Während die Zinsen seit Jahren niedrig sind, steigen die Mieten in Deutschland Jahr um Jahr. "Wir sind auf dem strammen Weg, ein Provisionsergebnis von 500 Millionen Euro plus pro Jahr zu erreichen", sagte Groß. 2019 waren es knapp 400 Millionen.
HELABA HÄLT WIRTSCHAFTSPRÜFER EY DIE TREUE
Es mache durchaus Sinn, die wegen der Corona-Krise auf Eis liegenden Gespräche mit der Deka zum richtigen Zeitpunkt wieder aufzunehmen - allerdings nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. "Es muss klar sein, was soll dieses neues Zentralinstitut", sagte Groß. Darüber müssten sich die Träger einig sein. Dazu gehöre eine gewisse Mindestgröße, die es dem Institut erlaube, größere Firmenkunden zu bedienen. "Eine Konsolidierung muss auch ganz klar das Thema Kosten addressieren", sagte Groß. "Das geht nur dann, wenn sie aus mehreren Infrastrukturen eine machen."
Sparkassen-Chef Helmut Schleweis sieht in einem Zusammenschluss von Deka und Helaba den Kern eines Sparkassen-Zentralinstituts, für das er seit Jahren trommelt. Doch in der Gruppe gibt es viele Widerstände gegen das Vorhaben. An der Deka sind die rund 380 deutschen Sparkassen über ihre regionalen Verbände beteiligt. Eigner der Helaba sind neben den Sparkassen in Hessen und Thüringen auch die beiden Bundesländer.
Anders als die Commerzbank CBKG.DE und die DWS DWSG.DE will die Helaba nach dem Wirecard WDIG.DE -Skandal dem Wirtschaftsprüfer EY nicht den Rücken kehren. "Bei uns stellt sich weder inhaltlich noch vom Timing her die Frage nach einem neuen Wirtschaftsprüfer", sagte Groß. Die Commmerzbank musste 175 Millionen Euro auf einen Wirecard-Kredit abschreiben und prüft einem Insider zufolge deshalb auch eine Klage gegen EY. Die Helaba hatte dagegen die Wirecard-Insolvenz nicht getroffen.