Eine hohe Dividendenrendite, eine zu günstige Bewertung oder aber niedrige Gebühren vor allem im Broker-Bereich: Das sind für mich Dinge, die häufig zu gut sind, um wahr zu sein. Oder aber zu wahr, um gut zu sein. In der Regel gibt es immer etwas, das man dabei berücksichtigen sollte. Vor allem als Investor.
Riskieren wir heute einen Blick darauf, warum das der Fall ist. Bei den Brokern kann man vielleicht noch einmal ein Auge zudrücken. Aber als Investor sollte man bei einer hohen Dividendenrendite oder einer zu günstigen Bewertung immer skeptisch sein.
Hohe Dividendenrendite: Zu gut, um wahr zu sein? Eine hohe Dividendenrendite bietet ein interessantes Einstiegsniveau. Unter der Voraussetzung, dass Aktie und Unternehmen stabil performen, existieren stabile Ausschüttungsrenditen und ein hohes passives Einkommen. Bestimmte Bereiche wie die der Real Estate Investment Trusts oder einige wenige Aktien mögen eine Ausnahme sein. Sehr häufig sind zu hohe Ausschüttungsrenditen jedoch im Nachhinein zu gut, um wahr zu sein.
Stabile Historie und nachhaltiges Ausschüttungsverhältnis mit 7, 8 oder sogar 9 %? Auch das ist noch möglich. Aber wer auf das Unternehmen blickt, der erkennt Schwierigkeiten. Der Markt preist schließlich hier das Risiko ein. Und, seien wir ehrlich, wenn wir die Aktie länger betrachten: Irgendein großes Risiko gibt es immer, wenn eine Aktie auf eine solche Bewertung kommt. Mal ist es ein Geschäftsmodell, das nicht mehr wächst oder aber zyklisch ist. Oder das von regulatorischen Veränderungen betroffen ist, wie jetzt die Tabakbranche.
Eine überproportional hohe Dividendenrendite ist für mich daher stets zu gut, um wahr zu sein. Inzwischen suche ich eher danach, was schiefgehen könnte. Mit Ausnahme von Real Estate Investment Trusts, die es auf hohe Dividenden anlegen. Bis knapp über 5 % kann dort der Mix weiterhin sogar konservativ sein.
Zu günstige Bewertung: Zu wahr, um gut zu sein Bei einer zu günstigen Bewertung glaube ich, dass sie häufig zu wahr ist, um gut zu sein. Wenn eine Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis im niedrigen, einstelligen Niveau bewertet ist oder auch eine zu hohe Dividendenrendite aufweist, frage ich mich: Wo steckt das, was dem breiten Markt eben nicht gefällt? Viele Aktien sind zu jeder Zeit in einer soliden Marktphase entsprechend bewertet. Lediglich die „Problemkinder“ weisen Auffälligkeiten auf.
Reine Kennzahlenanalyse offenbart eher diese Problemfälle. Natürlich kann man hinterfragen, ob sie trotzdem langfristig orientiertes Potenzial besitzen. Sehr häufig leidet jedoch die unternehmensorientierte Investitionsthese, wenn eine Aktie zu günstig gehandelt wird. Bei den klassischen Contrarian- und Turnaround-Aktien sollte man daher zumindest wissen, worauf man sich einlässt.
Noch einmal: Die Bewertung spiegelt die Aussicht auf die Chancen wider unter Würdigung der Risiken. Wenn eine Aktie zu niedrig bewertet ist, so ist das in der Regel ein wahrer Einblick in die kurzfristige Sichtweise des Marktes. Ob das in Anbetracht von stärkeren Problemen gut sein kann? Schwierig. Und natürlich einzelfallabhängig.
Ordergebühren: Dein Partner will auch verdienen Ordergebühren und der Handel werden derzeit demokratisiert. Neue, junge, dynamische Broker verlangen kaum noch Gebühren für den Handel mit Aktien. Teilweise betragen sie lediglich einen Euro, in den USA gibt es erste Broker, die gar kein Geld nehmen. Das ist zugegebenermaßen eine interessante und sehr positive Entwicklung.
Die Kehrseite ist für mich jedoch: Auch der Broker muss Geld verdienen und er soll im Idealfall mein langjähriger Handelspartner sein. Das heißt, wenn ich nicht weiß, wie er Geld macht, wie lange wird er mir hilfreich zur Seite stehen?
Zugegebenermaßen ist die Entwicklung gut. Ich hoffe nur, dass sie auch bestehen und somit wahr bleibt. Das sollte man als Investor ebenfalls bedenken. Wir alle wollen zwar möglichst wenig Gebühren für den Handel bezahlen. Aber unser Handelspartner muss auch irgendwie Geld verdienen, um uns weiterhin den Zugang zu ermöglichen.
Der Artikel Hohe Dividendenrendite, günstige Bewertung, niedrige Gebühren: Zu wahr, um gut zu sein ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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