Berlin, 14. Mai (Reuters) - Als Lehre aus der Virus-Pandemie dürften sich Firmen laut Ifo-Institut künftig unabhängiger von ihrern Zulieferern machen. "Die Coronakrise könnte für eine stärkere Diversifizierung der deutschen Lieferketten sorgen", teilten die Münchner Forscher am Donnerstag mit. "Gerade bei sensiblen Importen wie Medizingütern sei das empfehlenswert, da hier Lieferausfälle drastische Folgen haben könnten. Wie aus einer Studie der Unternehmensberatung Staufen AG unter 730 Firmen hervorgeht, will mehr als jeder zweite Industriebetrieb die Zahl seiner Lieferanten vergrößern, um Risiken breiter zu streuen. Demnach planen 40 Prozent einen stärkeren Austausch mit ihren Partnern in der Lieferkette. Ziel sei es, mehr Stabilität zu erreichen und Ausfälle zu vermeiden.
Allgemein ist Deutschland allerdings nach Ifo-Angaben gut auf mögliche Lieferausfälle vorbereitet. Knapp 89 Prozent aller Güter würden aus elf oder mehr Ländern importiert. Nur 3,6 Prozent aller Waren kommen demnach aus fünf oder weniger Ländern. Davon stammen 44 Prozent aus EU-Ländern. Die Güter, die ausschließlich aus einem Land importiert werden, umfassten weniger als ein Prozent aller Produkte und weniger als 0,1 Prozent des gesamten Importwertes.
Allerdings ist laut Ifo ein freier Warenverkehr innerhalb Europas für den wirtschaftlichen Neustart nach der Corona-Pandemie erforderlich - und damit auch die geplanten Grenzöffnungen. "Denn in Deutschland finden 17 Prozent der Produktion über internationale Wertschöpfungsketten statt." Dies sei deutlich mehr als in vielen anderen Ländern. "Für Deutschland nimmt das Produktionsnetz Europa eine überragende Rolle ein." Deutschland und die EU seien stärker in internationale Lieferketten eingebunden als China und die USA, aber auch als der Durchschnitt aller Länder weltweit.