Frankfurt, 11. Nov (Reuters) - Der US-Elektroautobauer Tesla TSLA.O hat für sein Berliner Werk einen Fang beim Konkurrenten Daimler DAIGn.DE gemacht: Der Chef des unter Druck stehenden Mercedes-Motorenwerks in Berlin wechsle zu Tesla, erklärte die IG Metall am Mittwoch und rief aus diesem Grund zu einer Protestaktion der Mercedes-Beschäftigten am Donnerstagmittag vor dem Werkstor in Marienfelde auf. "Die Beschäftigten im Werk in Berlin sind irritiert", erklärte IG-Metall-Geschäftsführer Jan Otto. Er warf Daimler vor, über den dort geplanten Personalabbau nicht mit sich reden zu lassen. Daimler bestätigte, dass Werksleiter Rene Reif auf eigenen Wunsch das Unternehmen verlasse. Der 57-Jährige gehe in den Vorruhestand. Personalien anderer Unternehmen wolle Daimler nicht kommentieren, erklärte eine Sprecherin. Tesla war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Daimler baut wegen des Umschwungs zu Elektroautos in den Motoren- und Komponentenwerken, die auf Verbrennungsmotoren spezialisiert sind, Personal ab. In der Berliner Fabrik ist nach früheren Aussagen der IG Metall die Hälfte der rund 2500 Arbeitsplätze in Gefahr. Gewerkschaft und Betriebsrat wollen das verhindern. Das Management habe in Gesprächen bisher keine Vorschläge für neue Produkte gemacht, mit denen Jobs gesichert werden könnten, erklärte Otto. Den Abgang des Werkleiters betrachte die Belegschaft als Verrat und Kapitulation vor dem US-Konkurrenten. Bei Tesla laufen unterdessen schon Bewerbungsgespräche für Jobs in der neuen Fabrik. Bis zu 12.000 Stellen sollen entstehen. Die IG Metall will trotzdem um das Mercedes-Werk Berlin kämpfen, betonte Otto. "Wir stehen vor einem Schlüsselkonflikt der deutschen Industrie."
Daimler teilte mit, ab Januar werde der bisherige Chef des Batterieherstellers Accumotive, Clemenz Dobrawa, die Leitung der Mercedes-Benz-Werke in Berlin und Hamburg übernehmen. Es gebe konstruktive Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen über Perspektiven für Beschäftigte in den Antriebswerken. (Reporterin: Ilona Wissenbach redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter der Telefonnummer 030 2201 33702)