Die Fachwelt versucht Aktien zu kategorisieren. So hören wir häufig Begriffe wie Wachstumsaktie, Valueaktie oder Dividendenaktie. Doch oft verstehen trotz der Einordnung zwei unterschiedliche Menschen etwas komplett anderes unter den einzelnen Begriffen.
Definition von Value- und Wachstumsaktien
Unter Value werden in der Fachwelt Wertpapiere verstanden, die niedrige Bewertungskennziffern aufweisen. Dazu gehört beispielsweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis oder auch eine hohe Dividendenrendite. Aktuelle Beispiele hierfür sind die Deutsche Bank (DE:DBKGn) (WKN: 514000)-Aktie, die Bayer (DE:BAYGN) (WKN: BAY001)-Aktie oder die BP (LON:BP) (WKN: 850517)-Aktie.
Unter Wachstumsaktien werden hingegen Unternehmen mit hohem Umsatzwachstum verstanden. Sie können auch hohe Gewinnzuwächse aufweisen, dies ist jedoch keine Voraussetzung. Meist besitzen sie deutlich höhere Bewertungskennziffern als Value-Aktien. Aktuelle Beispiele sind die Tesla (NASDAQ:TSLA) (WKN: A1CX3T)-Aktie, die Plug Power (NASDAQ:PLUG) (WKN: A1JA81)-Aktie oder die Microsoft (NASDAQ:MSFT) (WKN: 870747)-Aktie.
Rein instinktiv entscheiden wir uns häufig für Wachstumsaktien, weil sie einfach viel mehr Potenzial versprechen. Doch welche Methode ist langfristig tatsächlich erfolgreicher?
Value- vs. Wachstumsaktien: Die Ergebnisse Ken R. French vom amerikanischen Dartmouth College hat beide Aktiengattungen in einer Studie im Zeitraum Dezember 1927 bis März 2020 gegenübergestellt. Ausgehend von einem US-Dollar erreichten Wachstumsaktien eine Endsumme von 2.922 US-Dollar, während Value-Stocks einen Endbetrag von 51.514 US-Dollar erzielten. Value war also deutlich besser als Growth.
Doch seit 2007 sehen wir eine enorme Outperformance von Growth. Value führt seitdem eher ein Schattendasein. Der Grund dafür ist einfach. Value- und Wachstumsaktien wechseln sich regelmäßig in den Phasen der Überrendite ab.
Value- oder Wachstumsaktien? Für uns Anleger stellt sich jetzt die Frage, ob die obige Kategorisierung wirklich Sinn macht. Zudem sind Valueaktien tatsächlich auch nicht immer unterbewertet und Wachstumsaktien entpuppen sich manchmal als Bilanzbetrug.
Was wir doch wirklich suchen, ist das Beste aus beiden Welten. Wir möchten Microsoft- zu Kursen von 2007 oder Apple (NASDAQ:AAPL) (WKN: 865985)-Aktien in der Korrektur 2008 kaufen. Nur finden wir diese Investments nicht anhand der Value- oder Wachstumskriterien allein.
Wer beispielsweise heute noch Apple- oder Microsoft-Aktien kauft, wird damit wahrscheinlich in den nächsten Jahren eher Verluste erzielen. Sie sind schon deutlich überbewertet.
Selbst Warren Buffett ist kein reiner Value Investor, obwohl er immer so kategorisiert wird. In der Realität hätte er kein Milliardenvermögen aufbauen können, wenn er nicht in unterbewertete Wachstumswerte investiert hätte. Ein weiteres Beispiel ist Peter Lynch. Er wird häufig als Growth-Investor eingestuft. In der Realität kaufte er ausschließlich dann, wenn er eine Unterbewertung errechnete, und verkaufte zu teure Aktien.
Fazit Wenn wir uns also stets auf die Qualität und die Unterbewertung einer Aktie konzentrieren, finden wir die besten Chancen. Dies ist der Schlüssel zum Erfolg.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. Teresa Kersten arbeitet für LinkedIn und sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. LinkedIn gehört zu Microsoft. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Apple, Microsoft und Tesla und empfiehlt die folgenden Optionen: Short March 2023 $130 Call auf Apple und Long March 2023 $120 Call auf Apple.
Motley Fool Deutschland 2021