MAILAND (dpa-AFX) - Der italienische Aktienmarkt ist am Montag nach dem überraschenden Aus für die europakritische Fünf-Sterne-Bewegung und die rechte Partei Lega mit deutlichen Kursgewinnen in den Handel gestartet. Der Leitindex FTSE MIB (IT0003465736) rückte im frühen Handel um 1,80 Prozent auf 22 800,79 Punkte vor und wurde dabei angeführt von festen Bankenwerten. Unicredit (MI:CRDI) zogen um mehr als 4 Prozent an und Intesa Sanpaolo (6:ISP) um 2,4 Prozent.
Am Markt wurden die Kursgewinne mit der vorerst gescheiterten Regierungsbildung durch populistische Kräfte in Italien begründet. "Die Politik sorgt für Wirbel in der Eurozone", schrieben die Experten von HSBC in einem Morgenkommentar. Am Markt machte sich etwas Erleichterung breit, nachdem die Koalitionspläne der Parteien Fünf Sterne und Lega und das sich daraus ergebende Konfliktpotential mit der EU an den Kapitalmärkten zuletzt für Unsicherheiten gesorgt hatte.
Der gemeinsame Kandidat der europakritischen Fünf-Sterne-Bewegung und der rechten Lega-Partei für das Amt des Ministerpräsidenten, Giuseppe Conte, hatte am Sonntag nach nur vier Tagen den Regierungsauftrag an Staatspräsident Sergio Mattarella zurückgegeben. Grund dafür war vor allem der Streit über die geplante Ernennung eines ausgewiesenen Euro- und Deutschland-Kritikers zum Finanzminister.
Neben dem Aktienmarkt legten auch der Euro und italienische Staatsanleihen zu. Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung stieg im asiatischen Handel wieder über die Marke von 1,17 Dollar. Der Risikoaufschlag italienischer Staatsanleihen gegenüber als sicher empfundenen deutschen Bundesanleihen ging derweil auf etwa 1,9 Prozentpunkte zurück.
Italiens Staatschef Mattarella sucht nun nach einem Ausweg aus der Krise. Er bestellte für Montag den Wirtschaftsexperten Carlo Cottarelli zu Gesprächen ein, der an der Spitze einer Übergangsregierung das Land zu einer Neuwahl führen könnte. Allerdings gerät Mattarella selbst in Bedrängnis: Sterne und Lega kritisierten sein Vorgehen als undemokratisch und pochen auf eine schnelle Neuwahl, die in der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone kaum mehr abwendbar scheint.