Washington/Berlin, 13. Okt (Reuters) - Das weltweite Finanzsystem ist trotz Coronavirus-Krise bislang stabil. Risiken seien dank beispielloser Staatshilfen von Regierungen und einer nochmals gelockerten Geldpolitik der Notenbanken eingegrenzt worden, sagte IWF-Finanzexperte Tobias Adrian am Dienstag. Dies habe die Kapitalmärkte stabilisiert, für Vertrauen bei Investoren gesorgt und die Kreditvergabe aufrechterhalten. "Allerdings verstärken sich jetzt einige der schon vorher bestehenden Schwachstellen." Das könne bei der konjunkturellen Erholung nach der Krise noch zum Problem werden.
Sorgen bereiten dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vor allem Unternehmen außerhalb der Finanzbranche. Sie hätten schon vor der Krise oft hohe Schuldenstände gehabt und würden nun wegen Liquiditätssorgen neue Kredite aufnehmen. Sollte sich die Wirtschaftserholung verzögern, könnte dies zu steigenden Insolvenzen führen. Besonders kleine und mittelgroße Unternehmen seien gefährdet, weil sie weniger Zugang zum Kapitalmarkt hätten.
"Zusätzlich wird dann auch die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors getestet", ergänzte Adrian. Dieser sei zwar mit einem starken Kapitalpolster in die Krise gegangen. Im schlimmsten Fall könnten Banken in einigen Ländern aber an ihre Grenzen stoßen. Die Politik müsse daher eine Brücke bauen, bis eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft einsetze. Auch die Notenbanken sollten mit ihren Liquiditätshilfen in die Verlängerung gehen.