PEKING/SHANGHAI (dpa-AFX) - Ein nahender Staatsakt könnte der Grund für den steilen Kursanstieg der chinesischen Aktienmärkte am Donnerstag gewesen sein. Die Regierung wolle die ins Trudeln geratenen Börsen vor den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Sieges über Japan während des Zweiten Weltkrieg stabilisieren, vermeldete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Demnach hat der Staat Aktien an großen Konzernen gekauft.
Am Donnerstag war der Shanghai Composite Index im späten Handel überraschend von minus 0,7 Prozent auf am Ende plus 5,3 Prozent hochgeschossen. Damit endete eine fünf Tage lange rasante Talfahrt, die auch andere Weltbörsen mit in die Tiefe gerissen hatte.
Am 3. September ist der runde Jahrestag des Sieges Chinas über Japan. Dazu wird eine große Militärparade mit 12 000 Soldaten abgehalten, zu der auch ausländische Staatsgäste wie Russlands Staatsoberhaupt Wladimir Putin erwartet werden. Laut Bloomberg arbeitet die Regierung mit Hochdruck daran, die Börsenturbulenzen bis zu diesem Datum in den Griff zu kriegen. Nichts solle die Machtdemonstration stören. Die Börsen selbst sind am 3. und 4. September geschlossen.
Die Parade ist die erste Gelegenheit für Präsident Xi Jinping, sich der Welt als starker Anführer Chinas zu zeigen. Ein weiterer Kurseinbruch würde Zweifel an der chinesischen Wirtschaftsmacht aufkommen lassen.
Ein chinesischer Finanzexperte, der namentlich nicht genannt werden wollte, hält es durchaus für möglich, dass der 70. Jahrestag eine Motivation für weitere Stützungsmaßnahmen sein könnte - zumal China bisher "nicht sonderlich erfolgreich" gewesen sei.
Die chinesische Börsenaufsicht CSRC kommentierte die Meldung über staatliche Aktienkäufe zunächst nicht. Die Regierung hatte in den vergangenen Wochen mehrfach in den Markt eingegriffen, zuletzt unter anderem mit einer Leitzinssenkung.