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Krisenstimmung im Silicon Valley: SVB Financial am Abgrund

Veröffentlicht am 10.03.2023, 09:44
Aktualisiert 10.03.2023, 10:47
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Von Geoffrey Smith 

Investing.com -- Nicht viele an den Finanzmärkten haben erwartet, dass der Freitag eher von einer mittelgroßen Bank an der Westküste als vom US-Arbeitsmarktbericht für Februar dominiert werden würde, und noch weniger haben ein gutes Gefühl, dass dem so ist.

Die Aktien der SVB Financial Group (NASDAQ:SIVB) - auch bekannt als Silicon Valley Bank - brachen am Donnerstag um 60 % und vorbörslich um weitere 22 % ein, nachdem das Unternehmen eine Notfall-Kapitalerhöhung in Höhe von 2,25 Milliarden Dollar angekündigt hatte, um die zu erwartenden Verluste zu decken. Ursache für diese Verluste war ein massiver Run auf die Einlagen der Kunden, denen das Geld ausging.

Die Meldung reichte aus, um Schockwellen durch den gesamten US-Bankensektor zu schicken, so dass selbst etablierte Unternehmen wie JPMorgan (NYSE:JPM) und Wells Fargo (NYSE:WFC) um über 5 % nachgaben. Der Dow Jones Banks Index verlor 6,5 % und markierte den niedrigsten Stand seit fünf Monaten, während der S&P 500 Financials Index um 4,1 % fiel.

Zu den Kunden der SVB gehören vor allem junge Technologie-Unternehmen, die sich in den letzten zehn Jahren größtenteils das nötige Startkapital über Risikokapitalgeber beschaffen konnten. Nun, da diese Geldquelle jedoch austrocknet, schmelzen ihre Bankeinlagen immer schneller dahin. Die SVB musste einen großen Teil ihres Wertpapierportfolios veräußern, um den Liquiditätsbedarf zu bewältigen. Da die Kurse von Anleihen im Zuge der Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed im letzten Jahr erheblich gefallen sind, entstand der SVB dabei ein Verlust von rund 1,8 Milliarden Dollar. Daher der Bedarf an frischem Kapital in Höhe von 2,25 Milliarden Dollar.

Die SVB-Story ähnelt oberflächlich betrachtet der von Silvergate Capital (NYSE:SI), das Anfang dieser Woche seine Pforten schloss und in Liquidation ging, nachdem es katastrophale Verluste bei seinem eigenen Verkauf von Anleihen erlitten hatte. Aber Silvergates Kundenstamm aus Kryptobörsen und Investmentplattformen nimmt eine viel kleinere Nische im US-Finanzuniversum ein. Im Gegensatz dazu repräsentiert der Kundenstamm von SVB einen Mikrokosmos eines Sektors, der von enormer, gesamtwirtschaftlicher Bedeutung ist und seit einem Jahrzehnt riesige Mengen an Beteiligungskapital aufgesogen hat, oft zu Bewertungen, die wenig mit der Realität zu tun hatten.

Mit anderen Worten: Wenn der Kundenstamm der SVB in Schieflage gerät, dann gilt dies - in geringerem, aber proportionalem Maße - auch für den Kundenstamm eines Großteils des amerikanischen Bankensektors.

Die zahlreichen öffentlichkeitswirksamen Stellenstreichungen bei Big Tech in den letzten Monaten machen deutlich, dass der Sektor mehr als die meisten anderen Branchen zu kämpfen hat. Die Challenger-Umfrage zum Stellenabbau im Februar, die am Donnerstag veröffentlicht wurde, ergab, dass im Technologiesektor doppelt so viele Stellen abgebaut wurden wie im Einzelhandel, der an zweiter Stelle steht.

Die SVB selbst hat die Probleme ihrer Kunden kleingeredet. Der risikoreichste Teil des Portfolios, die sogenannten Frühphasenfinanzierungen, machen nur 3 % der Aktiva aus, während der risikoarme Teil des Kreditportfolios in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben soll.

"Die überwiegende Mehrheit unserer Aktiva besteht aus hochwertigen Staats- und Agency-Papieren sowie aus Krediten mit geringer Ausfallquote", heißt es. "Wir haben über alle Zyklen hinweg eine starke Kreditperformance demonstriert, und unser Risikoprofil im Kreditportfolio hat sich im Laufe der Zeit deutlich verbessert."

Die Schockwellen hallten im Freitagshandel an den globalen Märkten nach: Der Hang Seng Index fiel in Hongkong um über 3 % und der Euro Stoxx 50 um 2 %.

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