Langfristige Investoren müssen viel Zeit mitbringen. Das ist jedem klar, der sich auf die lange Reise zu Ruhm und Reichtum begibt.
Doch wie lange genau ist eigentlich langfristig? 1 Jahr? 5 Jahre? 50 Jahre?
Zu diesem Thema wurde viel geforscht. Doch man muss es nicht komplizierter machen, als es ist.
Man könnte zum Beispiel sagen: Langfristig ist einfach alles, was sich nicht von groben Makrodaten beeinflussen lässt. Währung, Inflation, Zinsen – nichts davon darf langfristige Investoren aus dem Konzept bringen.
Investoren, die in der Eurozone engagiert sind, könnten demnächst ihr blaues Wunder erleben. Denn es könnte ein langfristiger Trend zu Ende gehen, der in den vergangenen zehn Jahren für ordentlich Rückenwind gesorgt hat.
Der langsamste Megatrend aller Zeiten Zehn Jahre klingt super langfristig. Doch für den US-Dollar-Index (kurz: DXY) ist dieser Zeitraum nicht viel mehr als ein Wimpernschlag.
Der US-Dollar-Index ist ein Devisenindex. Im Innern wird der US-Dollar mit einem Währungskorb aus sechs Währungen verglichen. Ein schönes Werkzeug, um die Stärke der Weltreservewährung jederzeit objektiv einschätzen zu können.
Wer nach einer grafischen Darstellung des DXY sucht, erhält schnell geeignete Resultate. Man muss kein Superanalyst sein, um sofort zu erkennen, dass sich der US-Dollar-Index seit mindestens 1986 in einem Abwärtstrend bewegt.
Das allerdings derart langsam, dass etwaige Gegenbewegungen schon mal ein Jahrzehnt dauern können. Seit 2010 konnte man mit einem tendenziell stärkeren US-Dollar kalkulieren. Doch genau dieser langfristige Trend könnte schon bald zu Ende sein.
Langfristige Investoren müssen 1 wichtige Frage beantworten Die Insider haben den Braten bereits gerochen. An den US-Terminbörsen sind die kommerziellen Händler so pessimistisch wie seit exakt zwei Jahren nicht mehr (Stand: CoT-Bericht vom 12.10.2021).
Damals versuchte sich der US-Dollar-Index an der Marke von 100 Punkten und scheiterte kläglich. Bis zum Juni 2021 rutschte der US-Dollar um 10 % ab.
Langfristige Investoren müssen sich jetzt eine Frage ernsthaft beantworten: Können die Geschäftsmodelle meiner Aktien einen US-Dollar verkraften, der in den nächsten zehn Jahre in der Tendenz an Stärke verliert.
Oder anders formuliert: Der Euro hat seit 2010 gegenüber dem US-Dollar um rund 30 % abgewertet. Kann das Geschäftsmodell meiner langfristigen Investition Preisaufschläge in dieser Größenordnung verkraften?
Unabsichtlich in der Komfortzone investiert? Das kann im Crash enden! Die gute Nachricht: Auch die Eurozone hat ihre Preissetzer. Das sind jene Unternehmen, die in der Theorie jeden Preis verlangen können.
Insbesondere das europäische Luxus-Segment dürfte auf einen schwachen US-Dollar sehr milde reagieren. Ob die Luxushandtasche nun 10.000 Euro oder 13.000 Euro kostet, ist dem erlauchten Kundenkreis mit Sicherheit egal.
Doch nicht wenige langfristige Investoren dürften in den nächsten Monaten und Jahren lernen, was dieser Begriff tatsächlich bedeutet. Denn im schlimmsten Fall hat man sich in den vergangenen zehn Jahren von einem Geschäftsmodell einlullen lassen, das nur in der Komfortzone einer stetig abgewerteten Heimatwährung funktioniert.
Eine fiese Falle für langfristige Investoren. Zum Glück schwingt der US-Dollar-Index derart langsam, dass genügend Zeit für eine intensive Prüfung bleiben dürfte. Auf geht’s!
Motley Fool Deutschland 2021