San Francisco (Reuters) - Der jüngste Facebook-Datenschutzskandal hat offenbar deutlich größere Ausmaße als bislang angenommen.
Möglicherweise seien persönliche Informationen von bis zu 87 Millionen Nutzern an die britische Politikberatungsfirma Cambridge Analytica zweckwidrig weitergegeben worden, schrieb Technikchef Mike Schroepfer am Mittwoch in einem Blogbeitrag. In Medienberichten war bisher von 50 Millionen Nutzern die Rede gewesen. Facebook (NASDAQ:FB) bekräftigte zudem, die Zugang anderer Firmen zu den Daten von Mitgliedern zu beschränken und nannte konkrete Maßnahmen.
Cambridge Analytica arbeitete 2016 mit dem Wahlkampfteam von Donald Trump zusammen. Die Beratungsfirma hat jedes Fehlverhalten von sich gewiesen und erklärt, dass die Facebook-Daten nicht im Wahlkampf eingesetzt worden seien. Die bisherige Zahl von 50 Millionen betroffenen Nutzern stammt von Recherchen der "New York Times" und des Londoner "Observer".
Facebook-Manager Schroepfer sagte nicht, wie Facebook auf die höhere Zahl kommt. Die meisten betroffenen Nutzer kämen aus den USA und würden über eine Weitergabe ihrer Informationen an Cambridge Analytica benachrichtigt. Ein Vertreter der britischen Firma war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Wegen des Skandals ermittelt etwa die britische Datenschutzbehörde, die US-Behörde Federal Trade Commission sowie die meisten Staatsanwaltschaften der US-Bundesstaaten. Facebook steht bereits wegen Skandalen im Zusammenhang mit der Verbreitung von Falschmeldungen, der Beeinflussung von Wahlen sowie Datenschutzproblemen unter Druck. Am Mittwoch gab die Aktie wegen der Erklärung erneut nach, während der Leitindex Dow Jones zulegte. Facebook-Chef Mark Zuckerberg sagte in einer Telefonkonferenz, nach seiner Kenntnis gebe es keine Stimmen aus dem Verwaltungsrat des Unternehmens, die ihm zum Rücktritt drängten.
Facebook-Manager Schroepfer kündigte auch an, den Zugang von Firmen zu Facebook-Daten zu beschränken. Konkret betroffen sind Programmierschnittstellen (APIs), die andere Firmen nutzen, um eigene Apps anzubieten. Damit war es auch möglich, an persönliche Daten heranzukommen. Künftig sollen Apps zum Beispiel nicht an Angaben zu Religion oder politischer Überzeugung herankommen.