Kennst du dieses Phänomen? Oder bist du gar selbst jemand, der bei seiner Aktienauswahl neben vielen anderen Aspekten häufig auch auf einen optisch billigen Kurs achtet? Dann willkommen im Klub. Denn mit dieser Einstellung stehst du vermutlich nicht alleine da. Vielen kommt nämlich, wenn sie zwei Aktien aus derselben Branche miteinander vergleichen, diejenige mit dem optisch niedrigeren Kurs nicht selten wesentlich attraktiver vor.
Ich denke hier, dass vermutlich einfach unser Gehirn so programmiert ist. Es ist eben so, dass bei einer Investition von sagen wir 2.000 Euro viele von uns lieber 100 Aktien zu einem Stückpreis von 20 Euro erwerben als umgekehrt. Doch spielt diese Herangehensweise für den Anlageerfolg letztendlich eine Rolle? Ich würde an dieser Stelle behaupten, dass dies wohl eher nicht der Fall ist.
Auf Spurensuche Aber warum machen wir nun um Aktien, die einen recht hohen Kurs aufweisen, oftmals lieber einen Bogen? Dies hat sicherlich unter anderem mit folgendem Trugschluss zu tun. Nämlich, dass sich eine Aktie mit einem Kurs von 10 Euro schneller verdoppeln könne als ein Papier, das zum selben Zeitpunkt zu 100 Euro das Stück gehandelt wird. Dem ist aber natürlich nicht so. Man sollte sich hier lieber vor Augen halten, dass sich die 10-Euro-Aktie im Ernstfall genauso schnell im Kurs halbieren könnte wie das 100-Euro-Papier.
Außerdem suggeriert uns ein hoher Kurs unbewusst noch etwas anderes. Und zwar, dass sich die entsprechende Aktie eventuell schon länger in einer Aufwärtsbewegung befindet. Hier hat man natürlich Angst, viel zu spät auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Doch ein schon seit Monaten steigender Kurs deutet oftmals auf ein solides Unternehmen hin. Und getreu dem Börsenmotto „The Trend is your Friend“ spricht dann nicht viel dagegen, dass es noch wesentlich länger mit dem Kurs nach oben gehen könnte.
Und zu guter Letzt kann man wohl noch festhalten, dass uns eine Aktie, die im dreistelligen Bereich notiert, schlichtweg als zu „teuer“ erscheint. Doch ob eine Aktie gerade teuer oder billig ist, lässt sich eigentlich an der Höhe ihres Kurses nicht gleich feststellen. Hier sollten nämlich noch andere Faktoren mit einbezogen werden. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) sind beispielsweise zwei der etwas häufiger dafür verwendeten Kennzahlen.
Ziehen wir ein Fazit Man kann also in vermeintliche „Schnäppchen“ investieren, die sich dann nach dem Kauf erst zu wirklich billigen Aktien entwickeln könnten. Aber genauso gut könnte es sein, dass man 100 Euro für ein Papier bezahlt, das dann vielleicht sechs Monate später schon zu 200 Euro das Stück gehandelt wird. Ich denke daher, dass alleine die Höhe des Kaufkurses kaum Einfluss auf den Anlageerfolg haben dürfte.
Vielmehr sollte man sich bei seinen Anlageentscheidungen besser auch an anderen Dingen orientieren. Zum Beispiel an der Qualität und den Zukunftsaussichten des jeweiligen Unternehmens. Das ist zwar auch keine Garantie für den Börsenerfolg, aber man vermeidet so sicherlich ganz elegant, auf vermeintlich günstige Kaufkurse hereinzufallen.
Der Artikel Lieber 10 oder 100 Euro für eine Aktie bezahlen? Warum dies für den Anlageerfolg eigentlich überhaupt keine Rolle spielt! ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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