- von Peter Maushagen
Berlin/Frankfurt (Reuters) - Neue Streiks der Lufthansa-Flugbegleiter sind künftig wesentlich unwahrscheinlicher.
In einer Schlichtung einigten sich die Airline und die Kabinengewerkschaft Ufo darauf, in Tarifauseinandersetzungen bis 2023 neue Wege zu gehen, um Streit zu entschärfen. "Es geht darum, Schritte einzubauen, die von vornherein zu einer Deeskalation beitragen", sagte der Mediator, Brandenburgs früherer Regierungschef Matthias Platzeck, am Dienstag in Berlin. Die Airline kann nun bei einem drohenden Streik einen Schlichter anrufen und verpflichtende Verhandlungen ansetzen.
Im Gegenzug macht die Lufthansa (DE:LHAG) den 19.000 Flugbegleitern große Zugeständnisse: Kündigungen sind für die nächsten fünf Jahre ausgeschlossen und die Kabinenmitarbeiter könnten wie gehabt im Grundsatz ab dem Alter von 55 Jahren in Frührente gehen.
Mit der Schlichtung verschafft sich die Lufthansa Ruhe an einer ihrer größten Fronten. "Dank der umfassenden Einigung haben wir für die kommenden Jahre den Tariffrieden in der Kabine gesichert", sagte Konzern-Personalvorstand Bettina Volkens. Ufo hatte der größten deutschen Fluglinie voriges Jahr den längsten Streik der Unternehmensgeschichte geliefert - rund eine halbe Millionen Passagiere war betroffen. "Das soll möglichst ganz, ganz selten nur noch der Fall sein", sagte Platzeck. Zum Anfang der rund fünfeinhalb Monate langen Schlichtungsgespräche sei das Misstrauen zwischen beiden Seiten groß gewesen. Inzwischen gebe es allerdings wieder Vertrauen.
Auch Ufo zeigt sich zufrieden. "Nach drei Jahren, zwei Schlichtungen und dem Streik ist dieses Ergebnis ein Riesenerfolg", sagte Ufo-Vorstand Nicoley Baublies. Es sei gelungen, die Zukunftsfähigkeit des Konzern zu verbessern, ohne dass dies zu Lasten der Mitarbeiter gehe. "Es ist für die Leute gut und es ist für das Unternehmen gut." Ufo ist mittlerweile Teil der Luftfahrt-Dachgewerkschaft IGL - deren Chef Baublies ist.
RENTENUMSTELLUNG BRINGT LUFTHANSA ENTLASTUNG
Gleichzeitig einigten sich die Tarifparteien noch bei weiteren wichtigen Punkten. Die Gehälter steigen über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren um insgesamt 5,5 Prozent. Der Abschluss gilt rückwirkend von Anfang des Jahres bis Mitte 2019. Zusätzlich erhielten die Mitarbeiter noch einmalig 3000 Euro sowie eine Gewinnbeteiligung. Zudem garantiert die Lufthansa dem Kabinenpersonal nicht mehr eine konkrete Rentenhöhe, sondern die Zahlung eines festen Arbeitgeberbeitrags. Die Lufthansa hatte den Systemwechsel seit langem gefordert. Er allein entlastet die Bilanz des Fluglinie nach Aussagen eines Verhandlungs-Insiders um 70 Millionen Euro im Jahr. Im Gegenzug habe Ufo zahlreiche Verbesserung in der Absicherung der Mitarbeiter und der Aufstiegsmöglichkeiten erreicht. So könnten neue Flugbegleiter von Lufthansa-Töchtern wie Cityline oder Eurowings zur Stammlinie selbst wechseln.
Ufo und die Lufthansa vereinbarten, die Personalkosten beim Kabinenpersonals bis 2023 im Auge zu behalten. Geplant ist, sie um rund zehn Prozent im Vergleich zur bisher prognostizierten Entwicklung zu senken.
Die Lufthansa verhandelt derzeit noch mit den Piloten. Dieser Tarifstreit zieht sich bereits seit rund vier Jahren hin. Im Kern geht es neben der Erhaltung der Frühpension auch um den Kurs der Lufthansa und den geplanten Ausbau der neuen Billigflugtochter Eurowings.