Sind steigende Zinsen für die Netflix-Aktie (NASDAQ:NFLX) (WKN: 552484) ein Problem? Offenbar scheinen einige Investoren und Analysten das zu denken. Marktkommentatoren verweisen darauf, dass die zuletzt ausbleibende Aufwärtsdynamik sowie der damit verbundene anhaltende Pessimismus und die Schritte der Notenbanken zusammenhängen.
Aber blicken wir auf die wirklichen Auswirkungen steigender Zinsen bei der Netflix-Aktie. Grundsätzlich glaube ich, dass sie dem eigentlichen Wachstumskurs oder auch der operativen Ausgangslage nicht schädlich sind. Streamen gehört dafür zu sehr zum Leben der meisten Menschen dazu. Wobei man auch durchaus diskutieren kann, ob steigende Lebenshaltungskosten Verbraucher dazu zwingen, ihre Mitgliedschaften zu beenden.
Heute wollen wir jedoch unseren Blick auf die operative Basis riskieren. Beziehungsweise auf die Verschuldung und das weitere Wachstum, das davon abhängig ist.
Netflix-Aktie: Steigende Zinsen treffen hier Das Management der Netflix-Aktie setzt jedenfalls auf Fremdmittel, um weiterwachsen zu können. Wenn wir in die Bilanz blicken, so erkennen wir die Verschuldung anhand einiger sehr eindringlicher Kennzahlen.
Zum Beispiel beläuft sich die kurzfristige Verschuldung auf rund 8,4 Mrd. US-Dollar, wobei die kurzfristigen Cash-Schulden von 700 Mio. US-Dollar vergleichsweise gering sind. Aber auch Verpflichtungen für die Erstellung von Content drücken mit 4,2 Mrd. US-Dollar. Insofern können wir sagen, dass ein signifikanter Anteil der kurzfristigen Verbindlichkeiten auch zahlbar sein und gegebenenfalls neu finanziert werden müsste.
Die Netflix-Aktie besitzt auch längerfristige Schulden, die nicht so stark von steigenden Zinsen betroffen sind. Aber mit insgesamt 28,7 Mrd. US-Dollar sind Fremdmittel wirklich ein wichtiges Instrument, um das Wachstum zu sichern.
Na klar: Netflix ist inzwischen profitabel. Im Geschäftsjahr 2021 belief sich das Nettoergebnis auf über 5 Mrd. US-Dollar. Allerdings ist der freie Cashflow lediglich in einem einzigen Quartal, nämlich dem ersten im Geschäftsjahr 2021 mit 692 Mio. US-Dollar positiv gewesen. Der Wert belief sich im vierten Quartal noch auf -569 Mio. US-Dollar, der dieses Ergebnis alleine fast aufgezehrt hat und keine Mittel zum Rückzahlen der Schulden beinhaltet.
Hier rächt sich der Streaming-Fokus Für die Netflix-Aktie sind steigende Zinsen insofern ein Problem, als die derzeitige operative Lage noch nicht auf Basis des freien Cashflows profitabel ist. Daran sollte das Management dringend arbeiten, um mehr Content-Produktion aus dem operativen Erfolg finanzieren zu können. Oder idealerweise auch einen Teil der Schulden zurückzuzahlen, ehe er neu finanziert werden muss. Das dürfte in Zukunft jedenfalls teurer sein.
Es rächt sich außerdem, dass Netflix nicht wie andere Streaming-Größen andere Geschäftsmodelle zwecks Quersubventionen besitzt. Zum Beispiel Freizeitparks, den E-Commerce oder ein profitables Cloud-Segment. Ob dieser Effekt jedoch eingepreist ist, das ist eine berechtigte zweite Frage.
Der Artikel Netflix-Aktie: Steigende Zinsen ein Problem? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Vincent besitzt Aktien von Netflix. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Netflix.
Motley Fool Deutschland 2022